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Berliner Morgenpost: Wer kein Thema setzt, den bestraft der Wähler

Geschrieben am 09-09-2009

Berlin (ots) - So ist das nun mal, wenn man den Wahlkampf
verschläft. Irgendwann wacht man auf und wundert sich. Dass die
Pfeile in die verkehrte Richtung zeigen, dass man nicht schafft, was
man sich vorgenommen hatte, dass über Themen geredet wird, über die
man gar nicht so gern reden wollte. Dass einen Leute überholen, mit
denen man gar nicht mehr gerechnet hatte, dass man komfortabel
erscheinende Mehrheiten noch aus der Hand gibt.
So ergeht das gerade unseren beiden Volksparteien. Der Gedanke, den
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht nutzen zu wollen zu
wohlfeiler Profilierung, ist ja im Prinzip richtig. Es gehört sich
nicht, Wahlkampf zu machen auf dem Rücken einer Truppe, die ja nicht
nur den Buckel hinhält im Auftrag eines demokratisch legitimierten
Parlaments. Nur: Stattdessen gar nichts entschieden, entschlossen und
im Zweifel auch polarisierend zu thematisieren vor einer
Bundestagswahl, wie es Merkel und Steinmeier bisher versucht haben,
das ist auch keine Alternative. Wer kein Thema setzt, dem fällt es
irgendwann auf die Füße. In diesem Fall in Form eines vermutlich
einsamen Entschlusses eines Obersten im Norden Afghanistans.
Insofern tragen die beiden Spitzenkandidaten unserer Volksparteien
eine Mitschuld, wenn jetzt andere profitieren: Die Linke, die es sich
gewohnt einfach macht mit ihrer pseudopazifistischen Parole "Raus aus
Afghanistan", die aber auch nicht ansatzweise durchdekliniert, was
das denn bedeuten würde für Stellenwert und Ruf der Deutschen
innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft, für unsere
Bündnispartner, für die Menschen in Afghanistan und die Sicherheit
hierzulande. Für ein paar billige Punkte wird es eben dennoch reichen
in der lauen Luft des Wahlkampfs 2009.
Es kommen ja noch ein paar andere Dinge hinzu, die auch nicht laufen,
wie man sich das vielleicht vorgestellt hat im Lager der Schwarzen
wie der Roten. Da ist zum Beispiel das Thema Opel, mit dem zumindest
die SPD mal richtig Punkte machen wollte im Arbeitnehmerlager. Das
geht, wenn man die Zeichen, die GM jenseits des Atlantiks gerade
setzt, richtig interpretiert, abendfüllend schief. Weil aber Angela
Merkel und die Union nicht den Mumm hatten gegenzuhalten, sondern
lieber im Windschatten blieben, drängt sich dem Wähler zwangsläufig
der Eindruck auf, als habe die große Koalition insgesamt sich schwer
verirrt im Dschungel der Staatsinterventionen. Die Rechnung steht
jedenfalls auch noch aus. Mit Glück wird sie erst nach der Wahl
vorgelegt, mit Glück.
Noch so ein Zufallsthema, das ganz groß wird im Wahlkampf-Vakuum des
Jahres 2009: Dieter Althaus, nur mit Wählergewalt von seinem Sockel
zu lösender Ministerpräsident, geistert durch die politische
Landschaft, als wolle er nach der Thüringer auch noch die Bundes-CDU
ernsthaft beschädigen. Man darf sich schon fragen, ob das
Konrad-Adenauer-Haus den Schaden nicht sieht, der da gerade
angerichtet wird; vielleicht sollte man diesem Spuk doch mal ein Ende
machen mit ein paar klaren Worten, wenigstens an dieser Stelle.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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