(Registrieren)

LVZ: Leipziger volkszeitung zum Bush-Besuch

Geschrieben am 13-07-2006

Leipzig (ots) - Erwünscht
Von Bernd Hilder
Wenn der amerikanische Präsident George Bush junge osteuropäische
Demokratien besucht, kann er mit großem Zuspruch rechnen. Dort ist
noch gut in Erinnerung, welche entscheidende Rolle die USA bei der
Befreiung vom Kommunismus gespielt haben. Bushs verkorkste
Irak-Politik beurteilen viele Menschen eher milde. Sie nehmen ihm ab,
dass er ernsthaft Demokratie in Staaten bringen will, in denen
derzeit noch Unfreiheit regiert. In Deutschland ist das anders:
Vielen gilt der US-Präsident, dessen Popularität auch in der Heimat
sinkt, als der kriegstreibende Weltschurke Nummer eins. Für manche
ist er gar schlimmer als die brutalen Diktatoren Castro und Kim Jong
Il, der gemeingefährliche iranische Präsident Ahmadinedschad und der
massenmordende Oberterrorist Osama Bin Laden zusammen. Jedenfalls hat
es bei manchen verbalen Attacken auf Bush den Anschein. Natürlich:
Harsche Kritik an Bush und Protest gegen ihn ist erlaubt. Aber etwas
weniger Aufgeregtheit wäre Deutschland beim Besuch des hier zu Lande
von vielen ungeliebten Bush zu wünschen. Vielleicht müssten dann
nicht 12500 Polizisten im Einsatz sein oder ganze Städte abgeriegelt
werden. Unhöfliche Proteste von Linkspartei-Ministern gegen Bush sind
ein erwarteter Reflex. In der CDU halten selbst die still, die Bush
ablehnen. Besonders die SPD jedoch tut sich schwer mit der Reizfigur.
Während ihr außenpolitischer Experte Karsten Voigt den Bush-Besuch
positiv bewertet, erklärt ein SPD-Ortsverein den Präsidenten zur
unerwünschten Person. Und Ministerpräsident Ringstorff mimt
kleinstkariert den Beleidigten, weil er nicht rechtzeitig zum Grillen
eingeladen wurde.
Bushs Ostsee-Trip ist nicht nur ein günstiger Zwischenstopp auf dem
Weg zum G8-Gipfel oder ein bloßer Höflichkeitsbesuch. Dass
ausgerechnet das mecklenburgisch-vorpommersche Dreieck Heiligendamm,
Stralsund und Trinwillershagen für zwei Tage zum transatlantischen
Zentrum wird, ist Ausdruck der Machtverschiebungen der vergangenen
Monate. Bush versteht sich mit Merkel besser als mit Schröder. Das
ist gut für Deutschland, weil Berlin in der internationalen Politik
Einfluss gewinnt. Dabei spart Merkel kritische Themen wie Guantánamo,
CIA-Methoden oder Washingtons Wunsch nach einem EU-Beitritt der
Türkei nicht aus. Zunehmend wird sie zur Vermittlerin zwischen
Washington und Moskau. In der Iran-Politik wirkt Merkel mäßigend,
indem sie immer wieder auf Verhandlungen drängt.
Dieser Einflussgewinn ist nicht nur dem Geschick der Kanzlerin
geschuldet. Bush musste erkennen, dass ihn militärische Alleingänge
isolieren. Obwohl die letzte Supermacht der wichtigste Garant für die
Freiheit bleibt, ist sie geschwächt: Im Irak werden den USA die
Grenzen militärischer Macht aufgezeigt. Im Nahen Osten bestimmen
Rückschläge die Szene. China und Indien etablieren sich als
Großmächte. Russland meldet sich auf der Weltbühne zurück. Die Karten
in der internationalen Politik werden neu gemischt. Dabei dürfen
deutsche Interessen nicht zu kurz kommen. Mindestens deshalb ist Bush
an der Ostsee erwünscht. Transatlantisches Reden ist besser als
Schweigen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

21401

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Die Nahost-Krise wächst zum Krieg Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Sollten die von schiitischen Hisbollah-Milizen in den Libanon verschleppten israelischen Soldaten nach Iran gebracht werden, spitzt sich die Lage im Nahen Osten dramatisch zu. Iran, das die Milizen im Libanon unterstützt, rückt nun ins Visier der Israelis, die dann versucht sein könnten, die von ihnen immer wieder beschworene iranische Atomgefahr gleich mit zu beseitigen. Ein solcher Krieg hätte schlimmste Auswirkungen auf die Menschen der Region, aber auch auf die internationale Energiesituation, mehr...

  • Rheinische Post: Bushs Partnersuche Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Der anerkennende, fast schon hofierende Tonfall des amerikanischen Präsidenten beim Treffen mit der Bundeskanzlerin in Stralsund zeigt, dass Deutschland zu einem wichtigen, wenn nicht gar dem wichtigsten Verbündeten der USA in Europa aufgestiegen ist. Dies beruht wohl nur in zweiter Linie auf den guten persönlichen Beziehungen zwischen George W. Bush und Angela Merkel. Vor allem muss der US-Präsident darauf reagieren, dass ihm die treuesten Verbündeten der letzten Jahre gleich reihenweise abhanden mehr...

  • Rheinische Post: Ein bitterer Tod Düsseldorf (ots) - Von Margarete van Ackeren Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende: So ist die Stellungnahme des Nationalen Ethikrates zur Sterbebegleitung überschrieben. Und in der Tat sind Autonomie und liebevolle Betreuung Dreh- und Angelpunkt, wenn's auf das Ende zugeht. Der Mensch ist mehr als nur "ein besonders kompliziertes Stück Biologie". Die Würde des Menschen ist sein Mehr-Wert. Doch die wird zum Lebensende doppelt bedrohtx0ex0evon einer Apparatemedizin, die den Erhalt leerer Funktionen über alles stellt und den Patienten mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Zu Bush-Visite/Deutschland: Merkel in der Pflicht Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Bush-Visite/Deutschland: Für Angela Merkel muss der Besuch von US-Präsident Bush auch so etwas wie Balsam gewesen sein. Seit die Kanzlerin in den Niederungen der Innenpolitik angekommen ist, hagelt es Kritik an ihrer Amtsführung und ihrer Politik. Bush hingegen hat die Außenpolitikerin und die Person Merkel gestern mit ungewöhnlich viel Lob überschüttet. Das sollte stutzig machen: Ohne Zweifel versucht der Präsident, die Kanzlerin künftig deutlich stärker in die Pflicht zu nehmen. Neue mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Zu WM-Geschäft/regionale Wirtschaft: Nähe nutzen Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu WM-Geschäft/regionale Wirtschaft: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland war auf den Rängen in den Stadien und auf den Fan-Meilen in den Städten unbestritten ein stimmungsvolles, beeindruckendes Fest. Ebenso unbestritten ist, dass sie der Wirtschaft in der Lausitz und der Elbe-Elster-Region nur ein flaues Geschäft bescherte. Ein paar Liter Bier, die mehr verkauft wurden, örtliche Fan-Meilen mit überschaubarem Publikum, ein paar Zeitjobs - das war's. Dass sich die Enttäuschung dennoch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht