Westfalenpost: Außer Kontrolle
Geschrieben am 08-07-2009 |
Hagen (ots) - Unruhen in China - der soziale Kitt bröckelt Von Jörg Fleischer Mit roher Gewalt, Unterdrückung und Zensur hat Chinas Führung schon oft versucht, Unruhen in den Griff zu bekommen. Dabei musste um jeden Preis der Eindruck aufrecht erhalten werden, die Staatsspitze habe die Lage im Griff. Vor diesem Hintergrund muss die überraschende Absage des chinesischen Präsidenten an den G8-Gipfel gesehen werden. Hu Jintao kehrte angesichts der blutigen Unruhen in der Uiguren-Region Xinjiang überstürzt nach Peking zurück. Diese Reaktion ist das ungewollte Eingeständnis dafür, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist. Wie in so vielen armen Provinzen des Riesenreiches gären die ethnischen Konflikte auch in der Uiguren-Region seit langem. Die ewig gleiche, rabiate Linie der Behörden lautete: um jeden Preis den Deckel auf einem Topf zu halten, der unter Volldampf steht. Das konnte nicht gut gehen. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht China erlebt mehr und mehr die Erosion ihres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Der soziale Kitt bröckelt. Und die Machthaber in Peking können es nicht mehr verheimlichen.
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