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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Situation im Iran:

Geschrieben am 22-06-2009

Bielefeld (ots) - Die persische Stadt Isfahan ist für ihre
Teppiche mit blumigen Mustern berühmt. Die Iraner kennen sie auch
wegen der Wackeltürme in den alten Stadtmauern. Hoch oben auf der
Zinne hat man den Eindruck, die Türme wackelten. Der erste
Staatspräsident der Mullah-Diktatur, Bani Sadr, bezeichnete die
Wackeltürme einmal als Sinnbild für die Wirtschaft der Islamischen
Republik. Man strebe hoch hinaus, auch wenn es da oben windig und
wackelig werde.
Bani Sadr lebt heute im Exil, sein Nachfolger, der radikal-islamische
Mahmud Ahmadinedschad, hat nun nicht nur die Türme von Isfahan,
sondern das ganze Land zum Wackeln gebracht. Die Rebellion der Jugend
ist in vollem Gang und niemand weiß, ob die Türme des Regimes
einstürzen oder die Straße leergefegt werden wird.
Noch versuchen die Mullahs die Rebellion mit hausgemachten Mitteln zu
bändigen. Die Revolutionswächter, die Pasdarans, eine Art
Prätorianergarde der Mullahs, haben angefangen zu schießen. Sie
wissen: Wenn die Mullarchie fällt, dann fallen auch sie. Sie werden
weiter schießen.
Die Armee dagegen ist noch in den Kasernen, Panzer fahren noch nicht
auf. Diese Karte ist für die Mullahs nicht so sicher. Keine Armee
schießt gern auf das eigene Volk.
Nun fließt Blut seit der Wahl und die Frage ist, ob diese Rebellion
mit Gewalt zu stoppen ist. Zweifel sind erlaubt. Junge Muslime haben
ihre Kaffan, ihr Totengewand aus dem Schrank geholt, ein sicheres
Zeichen dafür, dass sie lieber in den Tod gehen als weiter in der
Diktatur zu leben. Auch die persische Jugend hat Lebenshunger und
will eine Perspektive haben. Aber die Arbeitslosigkeit ist hoch, die
Freiräume eng, der Druck der Religionspolizei gewaltig. Darunter
leiden vor allem die jungen Frauen. Sie sind unter den Demonstranten
massiv vertreten - auch unter den Opfern.
Wilde Entschlossenheit bis Verzweiflung auf beiden Seiten. Das sind
keine guten Aussichten für einen Dialog. Wahrscheinlicher ist, dass
die wehrlose Straße, die nur gefährlich ist, weil und wenn sie in
Massen auftritt, jetzt nach Waffen und Verbündeten sucht. Ein
Bürgerkrieg ist nicht auszuschließen.
Es droht auch eine Libanisierung, wenn nicht bald eine
Integrationsfigur auftritt. Denn es wird etliche sunnitische
Potentaten und andere Politiker in der Region geben, die sich
klammheimlich über diese Staatskrise beim schiitischen Feind die
Hände reiben. Da lassen sich auch schnell ein paar Schmuggelpfade für
Waffen finden.
Amerika und die Europäer taktieren bislang geschickt. Denn allzu
harte Kritik könnte Solidarisierungseffekte zugunsten des Regimes
auslösen. Sinnvoller ist es, abzuwarten. Das Regime wird, wenn es die
Krise überlebt, geschwächt daraus hervorgehen. Die Maske der
Legitimität ist heruntergerissen, die Fratze der islamischen Diktatur
offenkundig. Das hat die Straße in Teheran immerhin erreicht. Das
Regime wackelt.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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