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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Stasi-Unterlagen:

Geschrieben am 28-05-2009

Bielefeld (ots) - Eine Behörde, die sich selbst infrage stellt,
muss erst noch erfunden werden. Deshalb ist es zunächst einmal
verständlich, wenn Marianne Birthler ihren Mitarbeitern bescheinigt,
einen guten Job zu machen.
Anlass der neuen Kritik an der Stasiunterlagen-Behörde ist ein
Zufallsfund. Dass ein Westberliner Polizist Mitarbeiter der
DDR-Staatssicherheit war, ist für sich genommen keine Sensation. Wenn
dieser aber vor 42 Jahren einen gewissen Benno Ohnesorg erschossen
hat und damit die damalige Studentenbewegung noch radikaler werden
ließ, entbehrt das nicht einer gewissen Pikanterie. Was wäre, wenn
die Stasi-Verbindung des damligen Todesschützen Karl-Heinz Kurras
schon damals bekannt geworden wäre? Die Antwort ist müßig, da reine
Spekulation.
Solange nicht nachgewiesen wird, dass Birthlers Mitarbeiter - mehr
als 50 von ihnen sollen früher für die DDR-Staatssicherheit tätig
gewesen sein - absichtlich Akten manipulieren oder unterdrücken, ist
ihnen kein Vorwurf zu machen. Ihre Aufgabe ist es zunächst einmal,
die Opfer der Stasi-Bespitzelung darüber zu informieren, wer, welche
Art von Daten gesammelt hat. Hinzu kommen Anfragen von Forschern und
Journalisten.
Es ist ja nicht so, dass die insgesamt 1700 Mitarbeiter die Akten von
links nach rechts tragen und sonst nicht viel passiert. Derzeit gibt
es Monat für Monat 12000 Anfragen von Menschen, die wissen wollen,
was die Stasi wusste. Gerade 13 Wissenschaftler bohren mal tiefer in
den Akten. Das sind nicht gerade viele, wenn es darum geht, 180
laufende Kilometer an Stellordnern zu verwalten. Anträge
entgegennehmen, stempeln, bearbeiten, Akten heraussuchen und zur
Einsichtnahme bereitlegen - das kostet Arbeitskraft und -zeit.
Unbestritten lässt sich aus dem Stasi-Aktenbestand mehr herausholen.
Kurras ist bestimmt kein Einzelfall. Der Arm der Stasi reichte
bekanntlich bis in Willy Brandts Kanzleramt. Dass dieser das
konstruktive Misstrauensvotum gegen Rainer Barzel überstanden hat,
hatte er ebenfalls dem DDR-Geheimdienst zu verdanken. Und was noch?
Um das zu erfahren, sollten alle West-Abgeordneten seit 1949 auf
mögliche Stasi-Verstrickungen durchleuchtet werden. Das haben die
Parlamentarier im Osten bereits weitgehend hinter sich.
Auch 20 Jahre nach dem Mauerfall hat die Birthler-Behörde noch genug
zu tun. Dabei könnte das Bundesarchiv sicher helfen, aber die
Stasi-Akten dürfen nicht für die nächsten 30 Jahre unter Verschluss
bleiben. Ganz im Gegenteil: Um über die Machenschaften der
DDR-Diktatur zu informieren, müssen die Unterlagen vielen Menschen
zugänglich bleiben, ohne dabei die Opfer der Spitzelei bloßzustellen.
Wer noch mehr von der Birthler-Behörde verlangt, muss sie dafür
ausrüsten. Die Zahl der Mitarbeiter ist in den vergangenen Jahren
reduziert worden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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