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Berliner Morgenpost: Berliner Morgenpost zum Verhalten der Deutschen in der Wirtschaftskrise

Geschrieben am 18-05-2009

Berlin (ots) - Allmählich muss man das ja mal sortieren: Porsche
platt. Karstadt platt. Daimler schwer angeschlagen. Das grüne Band
der Sympathie zerrissen. Opel am Boden. Schiesser. Continental.
Märklin. Die Commerzbank quasi verstaatlicht. Eigentlich wartet man
täglich auf neue Hiobsbotschaften. Von Langnese. Persil. Oder von
Tengelmann. Es sind die großen Namen der alten Bundesrepublik, die
uns gerade um die Ohren fliegen. Da kann es einem schon mulmig
werden. Ein erheblicher Umbruch, der auf unsere Wirtschaft, auf
unsere Familien zukommt, man sollte sich wappnen.
Die Deutschen, soweit man das von hier aus übersehen kann, machen das
ganz gut in diesen Tagen. Sie gehen mit dieser an den Grundfesten
rüttelnden wirtschaftlichen Talfahrt so unaufgeregt um, wie man sich
das nur wünschen kann. Das liegt auch an den diversen, manchmal nur
deklamatorischen, oft sehr teuren Hilfsmaßnahmen, mit denen die
Politik der Krise begegnet. Das liegt auch an einer Medienlandschaft,
der häufig und gern Hysterie und Panikmache unterstellt wird, die die
Menschen aber gerade ziemlich besonnen durch stürmische Zeiten
begleitet. Das liegt auch an dem konstruktiven Umgang, den
Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Regel miteinander pflegen, wenn
es vor Ort wirklich drauf ankommt. Im Grunde bewährt sich das
politische und wirtschaftliche System der Bundesrepublik gerade
wieder einmal, auch wenn es natürlich immer was zu meckern gibt, so
sind wir nun mal. Noch ein Indiz dafür, dass das Land ziemlich
erwachsen geworden ist nach 60 Jahren: Gerade jetzt, wo man doch
hätte annehmen können, dass die politischen Marktschreier am linken
und rechten Rand Aufwind bekommen, drängt es doch alle eher in die
Mitte, zum Bürgertum. Helmut Schmidt hätte sicher große Chancen,
Kanzler zu werden in diesem Herbst.
Es wird bis zur Bundestagswahl, erst recht danach, darauf ankommen,
dass unsere Parteien, Meinungsführer, Unternehmer den latent
verunsicherten Menschen Perspektiven aufzeigen, wie sie einigermaßen
gerade durch die Krise kommen. Das gilt weiterhin vor allem in den
ostdeutschen Bundesländern, das gilt aber - darauf weist auch der
"Armutsatlas" - gerade an jenen Standorten, in denen die großen alten
Marken siedeln. Genau dort, wo man sich vielleicht allzu lange auf
Wohlstand und Wachstum ausgeruht hat, ist jetzt Initiative gefragt,
braucht man Unternehmertum, Eigeninitiative, auch konstruktive
Solidarität. Testosterongestützte Schaukämpfe, wie seit Monaten bei
VW/Porsche zu besichtigen, dürften eher der falsche Weg sein.
Und noch etwas: Die kurzfristigen Nothilfen, die der Staat aus seinem
Fürsorgeanspruch derzeit bietet, vielleicht bieten muss, können nicht
von Dauer sein. Weder für den einzelnen Arbeitnehmer noch für
einzelne Unternehmen, erst recht nicht für ganze Branchen. Deren
Wohlergehen, deren Chancen, deren Zukunftsfähigkeiten ergeben sich
auf lange Sicht einzig aus dem, was Porsche und Co einst groß gemacht
hat: aus der Anziehungskraft ihrer Ideen und Produkte.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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