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Börsen-Zeitung: Investoren verlässt der Mut, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Geschrieben am 15-05-2009

Frankfurt (ots) - Nun hat auch die spekulativ operierenden
Investoren der Mut verlassen. Verunsichert insbesondere durch einige
enttäuschende US-Konjunkturzahlen sicherten sie in der nun
abgelaufenen Handelswoche an den internationalen Aktienmärkten lieber
Gewinne ab. Die Rendite, die sie mit ihren Investments erzielten, ist
dabei sehr beachtlich. Der Dax beispielsweise notierte zu
Wochenbeginn noch rund 33% höher als am 9.März, als er bei 3589
Punkten auf den tiefsten Stand seit Dezember 2003 gerutscht war. Der
Stoxx50 gewann innerhalb der vergangenen Wochen rund 31%, der
US-Leitindex S&P500 zog zugleich 27% an.

Diese rasante Kursrally wurde von der Hoffnung auf eine
Stabilisierung der Weltwirtschaft getragen, nachdem einige stark
beachtete Frühindikatoren wie der ISM-Einkaufsmanagerindex für die
Vereinigten Staaten und der Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland
eine Trendwende angedeutet hatten. Nun verschaffen sich aber
zunehmend die mahnenden Stimmen Gehör, die auf die weiterhin vielfach
enttäuschenden Realdaten verweisen und die Erholung an den Börsen als
übertrieben einstufen.

Auf neue positive Impulse warteten Marktteilnehmer in der nun
abgelaufenen Woche jedenfalls vergeblich. In diesem Umfeld wirkte
sich die Veröffentlichung der enttäuschenden Umsatzentwicklung im
US-Einzelhandel zur Wochenmitte besonders negativ aus. Und so verlor
etwa der Dax innerhalb von fünf Tagen 3,6% auf 4738 Zähler.

Große Barrieren

Es ist zu befürchten, dass dies nur der Auftakt zu der bereits
seit längerem erwarteten Konsolidierung an den Börsen gewesen ist.
Dafür spricht, dass schon allein die Markttechnik den Indizes große
Barrieren in den Weg gerückt hat. Fundamental betrachtet besteht
weiterhin enorme Unsicherheit über die weitere konjunkturelle
Entwicklung. So fielen außer den US-Einzelhandelsdaten zuletzt auch
die Statistiken zur Industrieproduktion in Europa und zur
Exporttätigkeit der chinesischen Unternehmen unerwartet schwach aus.

Der Beleg dafür, dass die Frühindikatoren tatsächlich eine Wende
im konjunkturellen Zyklus signalisieren, steht weiterhin aus.
Zusätzlich ist an den Märkten das Enttäuschungspotenzial gewachsen,
weil die Erwartungshaltung zumindest bei einigen eher kurzfristig
ausgerichteten Investorengruppen durch die positive Entwicklung der
Frühindikatoren deutlich gestiegen ist; langfristig operierende
Investoren waren dem Markt bislang ohnehin ferngeblieben. So besteht
in der nun anlaufenden neuen Handelswoche das Risiko, dass die
Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, die am Donnerstag
veröffentlicht werden, die Prognosen verfehlen und dadurch neue
Zweifel daran streuen, dass sich die Wirtschaft zum Jahresende
stabilisiert. Dies würde nicht zuletzt die spürbar gesunkene
Volatilität an den Aktienmärkten aufs Neue antreiben. Sehr sorgsam
werden Marktteilnehmer zudem am Dienstag aktuelle Daten vom
US-Häusermarkt sowie am Mittwoch das Protokoll der jüngsten Sitzung
des Fed-Offenmarktausschusses studieren. Zudem stehen der ZEW-Index
für Deutschland und der Philly Fed Index zur Veröffentlichung an.

Trübe Aussichten

Die Risikoaversion würde auch dann wieder steigen, wenn
Unternehmen verstärkt negative Signale senden. Dies ist durchaus
wahrscheinlich, weil sie - zumindest in näherer Zukunft - weiterhin
mit Problemen zu kämpfen haben. So bleibt die Nachfrage nach vielen
Produkten und Dienstleistungen mau. Dies drückt auf die Margen und
führt dazu, dass viele Manager weiterhin lieber auf einen konkreten
Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr verzichten. Zudem bleiben die
Finanzierungsbedingungen schwierig.

Nachdem durch die Kursrally seit März auch in einigen Sektoren die
Bewertungen stark gestiegen sind, deutet zusammengenommen einiges
darauf hin, dass die Pessimisten nun Oberhand gewinnen. Für den Dax
gelten bei einer Korrektur 4000 Punkte als Zielmarke. Spannend wird
dann gegebenenfalls zu beobachten sein, ob der Markt auf diesem
Niveau beim zweiten Versuch einen Boden ausbildet. Er könnte das
Fundament für eine spätere nachhaltige Kurserholung bilden, die dann
von positiven Realdaten getragen wird.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0


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