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WAZ: Wahl des Bundespräsidenten - Der geheime Kandidaten-Kandidat - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 03-05-2009

Essen (ots) - Bislang war es so, dass von der SPD nur die
Kandidatin Gesine Schwan gegen Bundespräsident Horst Köhler antrat.
Nun aber wird (aus der SPD?) gegen die Kandidatin ein ehemals
geheimer Kandidaten-Kandidat aufgeboten. Joschka Fischer.

Zufall oder nicht. Drei Wochen vor der Wahl des Bundespräsidenten
kann man die Nachricht, dass SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter
Steinmeier gern Fischer nominiert hätte, interessant finden oder
albern oder was sonst auch immer. Eines aber ist die Nachricht sicher
nicht: gut für Schwan. Man erinnert sich, dass der frühere
SPD-Vorsitzende Kurt Beck eigentlich Horst Köhler unterstützen
wollte. Am Ende aber überzeugte Schwan den Vorsitzenden im letzten
Frühjahr von Schwan. Dass Steinmeier Monate zuvor mit dem Vorschlag
an Beck abgeprallt war, Fischer als rot-grünen Kandidaten
aufzustellen, wusste die Öffentlichkeit nicht. Jetzt weiß sie es.

Dank des zielgenauen Zufalls erfährt die Öffentlichkeit von
Steinmeiers Präferenz zu einer Zeit nicht enden wollender Kritik an
Schwan. Seit deren Warnung vor wachsender Wut in der Bevölkerung in
der Krise vergeht kaum ein Tag, ohne dass ein Unionspolitiker die
Eignung der Kandidatin bezweifelte. Von der SPD wird Schwans
Bewerbung um das höchste Amt und Stimmen der Linken ohnehin mehr
ertragen als getragen. In dieser Situation schien es möglicherweise
jemandem geboten, den Kanzlerkandidaten vor der
Präsidentschaftskandidatin zu schützen. Mit dem Blick auf die
Bundestagswahl würde die Botschaft lauten: Steinmeier kann nichts für
Schwan, er wollte Fischer.

Einmal abgesehen davon, dass die Grünen Fischer gar nicht
nominieren wollten, entfaltet die Nachricht weitere Botschaften. An
Anhänger der Grünen und parteipolitisch Unentschlossene: Steinmeier
hätte der einst belächelten Sonnenblumenpartei zugetraut, einen
Bundespräsidenten zu stellen. Sympathisch von diesem Steinmeier,
könnten viele Jüngere denken. Die zweite Botschaft ist eine offene
Frage: Wäre Fischer, der weltweit respektierte erste grüne
Außenminister, nicht der bessere Kandidat?

Politik ist ein brutales Geschäft, und Schwan hat wissen können,
worauf sie sich einlässt. Dennoch sind die Intrigen, die man der
Branche fallweise unterstellen muss und selten nachweisen kann, nicht
schön anzusehen. Man erinnert sich wieder an Kurt Beck, den ein
politischer Mord im Orient-Express ereilte. Nie aufgeklärt, zu viele
Täter.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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