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Westdeutsche Zeitung: Amoklauf Winnenden = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 11-03-2009

Düsseldorf (ots) - Das Massaker an der Columbine High School 1999,
das Blutbad am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 2002, der Amoklauf in
Emsdetten 2006 und jetzt das wahllose Morden an der
Albertville-Realschule im württembergischen Winnenden - die
Sinnlosigkeit der Verbrechen ist ebenso schockierend wie die
Tatsache, dass all diesen Katastrophen ganz offensichtlich ein
gemeinsames Muster zugrundeliegt. Wie eine Inszenierung, an deren
Ende nicht nur der Tod vieler bewusst oder auch zufällig ausgewählter
Opfer steht, sondern auch die kalkulierte Auslöschung der eigenen
Existenz. Ein inszenierter Abschied von der Welt, als Medienereignis
rund um den Globus verbreitet.
Es sind nicht die Auffälligen und von der Gesellschaft Betrogenen,
die hier zu Tätern wurden. Diese Schüler kommen alle aus einem
Umfeld, das wir eher als gutsituiert und behütet verstehen. Die so
beliebten sozialen Erklärungs-Krücken helfen hier nicht. Inmitten
materieller Sicherheit gingen ganz offensichtlich grundlegende
menschliche Werte verloren. Was bleibt, ist eine seelische
Verwahrlosung, die dazu führt, dass Jugendliche, kaum dem
Kindesalter entwachsen, der Menschheit den Krieg erklären. Denn darum
handelt es sich: Eine Orgie der Gewalt, die wahllos jeden tötet, ohne
besonderen Grund, und ihren Höhepunkt im gewollten Tod des Mörders
selbst findet.
Warum das denn niemand hat kommen sehen, fragen wir dann regelmäßig
nach den Katastrophen. Denn wir spüren, dass da etwas fürchterlich
falsch gelaufen sein muss. Aber wir wissen nicht, was es war. Keine
Mutter kann sich vorstellen, dass ihr Kind zum Massenmörder, kein
Lehrer glauben, dass sein Schüler zum verzweifelten Killer werden
könnte. Es mag richtig sein, jetzt wieder über schärfere
Waffengesetze und über die Gefahren gewaltverherrlichender
Computer-Spiele zu diskutieren. Auch die "Erziehungs-Partnerschaften"
der Bundesfamilienministerin sind sicherlich gut gemeint. Wir können
Erklärungen suchen und auch finden: tatsächliche oder auch nur
vermeintliche Kränkungen, die Rolle der Medien oder die
Verherrlichung von Gewalt. Aber tief im Inneren wissen wir doch, dass
auch all das weder etwas erklärt, noch tatsächlich hilft. Und das ist
das wirklich Erschreckende.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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