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Lausitzer Rundschau: Rückbau für die Zukunft Über das kontrollierte Schrumpfen Hoyerswerdas

Geschrieben am 23-02-2009

Cottbus (ots) - Es wäre ein Leichtes, die Stadt Hoyerswerda als
großen Verlierer der Bevölkerungsentwicklung zu titulieren. Ja, diese
Stadt mit ihrem rauen Plattenbau-Charme gehört nicht zu den schönsten
in Deutschland. Ja, diese Stadt ist hochverschuldet. Ja, dieser Stadt
fehlt es an Großunternehmen, Industrie ist mit wenigen Ausnahmen
nicht vorhanden. Dadurch fehlen Tausende Arbeitsplätze. Ja, diese
Stadt hat seit den rassistischen Übergriffen im Jahr 1991 in ganz
Deutschland ein Negativ-Image, das sie in dieser Generation wohl
nicht mehr los wird.
Viele Menschen, für die die Stadt inmitten der Lausitzer
Kohleindustrie einst Zuhause gewesen ist - Hoyerswerda-Neustadt, die
zweite sozialistische Wohnstadt - haben ihr in den vergangenen 20
Jahren den Rücken gekehrt. Das hat nachvollziehbare Gründe. Nach dem
Abwickeln der DDR-Energiewirtschaft nach 1990 hat es innerhalb
weniger Jahre einen Großteil der Arbeitsplätze in dieser Sparte und
dieser Region nicht mehr gegeben. Damit hatte sich Hoyerswerda in
seiner Größe selbst überlebt. Das haben dort die politisch Handelnden
frühzeitig erkannt. In der Region ist seit Jahren bekannt, dass nicht
viel mehr als 25.000 Hoyerswerdaer "übrig bleiben werden" - von einst
75.000 vor der Wende. Die Abwanderungswelle ist keine Überraschung.
Diese Informationen müssen Außenstehende haben, wenn sie über die
Entwicklung in Hoyerswerda urteilen. Es ist nach wie vor eine
lebenswerte Stadt - auch wenn sie mehr und mehr zur Kleinstadt wird.
Hoyerswerda kann, allen Unkenrufen zum Trotz, Erfolge vorweisen.
Frühzeitig haben sich die Großvermieter darauf verständigt, den
Rückbau konsequent voranzutreiben. In kaum einer anderen Stadt
Ostdeutschlands ist prozentual so viel zurückgebaut worden wie an der
Schwarzen Elster. Hoyerswerda setzt damit Maßstäbe, ist Vorreiter für
andere. Natürlich ist es für Alteingesessene schmerzlich, wenn Monat
für Monat weitere Plattenbaublöcke abgerissen werden. Auch das ist
ein Novum: In kaum einer anderen Stadt geschehen Auf- und Rückbau in
dieser Größenordnung innerhalb einer Generation. Wer objektiv durch
Hoyerswerda geht, kann problemlos erkennen, dass sich die Stadt in
Richtung Zukunft entwickelt. Ein Großteil der verbleibenden Bauten
aus DDR-Zeiten ist saniert, die Stadt verfügt über eine Kultur- und
Sportszene, sie bleibt nach wie vor ein Schulzentrum. Das heißt: Sie
ist trotz des Schrumpfens weiterhin bedeutend. Die Schriftstellerin
Brigitte Reimann, die von 1960 bis 1968 in Hoyerswerda lebte, hat in
den 60er-Jahren aufgrund der vielen Frei- und Bauflächen provokant
gefragt, ob man in Hoyerswerda küssen könne? Heute lässt sich sagen:
Ja, man kann.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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