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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Geschrieben am 23-02-2009

Bielefeld (ots) - »Gott schuf in seinem Zorn die Senne bei
Paderborn.« Schon zehntausenden Soldaten ging bei Manövern, Übungen
und langen Märschen dieser Seufzer über die Lippen. Jetzt sorgt der
Truppenübungsplatz bei Zivilisten in den Anrainerkommunen für Unmut,
weil die britischen Streitkräfte dort sechs Kampfdörfer und einen
Höhlenkomplex errichten und Sandpisten betonieren möchten. Wer in
Schlangen oder Augustdorf bei schönem Wetter auf dem Balkon Kaffee
trinkt, kennt das: Die Tasse fängt an zu wackeln, weil die britischen
Soldaten Krieg üben. Die Sorge um Ruhe und die Furcht, die Natur in
dem einzigartigen Biotop mit den Heiderasenflächen werde zerstört,
sind berechtigt.
Vielleicht wären die Briten besser beraten gewesen, wenn sie ihre
Pläne erst 2010 vorgestellt hätten. Und nicht in einem Jahr, in dem
Kommunalwahlen anstehen und Bürgermeister und ihre Herausforderer
umso lauter gegen die Kampfdörfer protestieren, um sich bei den
Wählern nicht dem Vorwurf auszusetzen, sie hätten sich nicht
energisch genug für das Ruhebedürfnis der Bürger eingesetzt. Einen
Vorgeschmack bekamen die Briten, als sie jüngst die Pläne bei der
Bezirksregierung Detmold vorstellten.
Entscheidend für die Beurteilung von Sinn oder Unsinn der Kampfdörfer
ist die Frage nach dem Bedarf. Der ist gegeben: Die Bundeswehr hat
Hammelburg, die US-Armee hat Hohenfels. Nur die Briten können den
Klein- und Stellungskrieg in afghanischen und irakischen Dörfern
nicht frei üben, weil sie auf das Entgegenkommen der Amerikaner in
Hohenfels angewiesen sind. Warum errichten die Engländer die Dörfer
nicht auf ihrer Insel? Weil sie im näheren Umfeld der in Deutschland
stationierten Truppen angesiedelt sein müssen. Soldaten sind zur Zeit
in 80 Ländern eingesetzt, viele kommen aus der Rheinarmee und aus
Paderborn. Ihr Einsatztempo ist hoch. Das Ziel der Militärführung,
zwischen den sechsmonatigen Auslandsaufenthalten zweijährige Pausen
zu ermöglichen, ist kaum zu erreichen. Würden Soldaten aus Paderborn
für das Training in moderner Kriegführung über Wochen nach England
geflogen, wären sie noch länger von ihren Familien getrennt.
Der Bedarf für die Kampfdörfer in der Senne ist also vorhanden. Was
die Menschen in der Region von den Briten erwarten dürfen, ist, dass
die Eingriffe in die Natur und der Lärm durch den laufenden Betrieb
so gering wie möglich ausfallen. Die zuletzt vorgestellten
Umweltverträglichkeits- und Lärmgutachten attestieren den Briten das
Bemühen darum.
Egal ob Bundesstraße, Kraftwerk, Mobilfunkmast oder
Truppenübungsplatz: Kein Bürger möchte sie in seiner Nähe. Aber wenn
der Bedarf unwiderlegbar und das Bemühen um eine Mensch wie Natur
schonende Einbettung zu erkennen sind, fehlen Argumente gegen die
Kampfdörfer. Die Ausbildung kann nicht nur englischen, sondern auch
deutschen Soldaten das Leben retten, die dort für
Afghanistan-Einsätze üben dürfen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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