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Erleichterung bei Familienunternehmen: Große Koalition stellt sich gegen "Fair Value Bilanzierung"

Geschrieben am 17-02-2009

München (ots) - Es ist eine der besten Nachrichten, die deutsche
Familienunternehmen in letzter Zeit aus Berlin vernommen haben: Die
Regierungskoalition verzichtet offenbar darauf, die Fair-Value-Regeln
der International Financial Reporting Standards (IFRS) in das
deutsche Bilanzrecht zu übernehmen. Die anhaltende Kritik aus
Fachkreisen und von Vertretern der Familienunternehmen - unter
anderem der Stiftung Familienunternehmen und der Vereinigung zur
Mitwirkung an der Entwicklung des Bilanzrechts für
Familienunternehmen (VMEBF) - ist nicht ohne Wirkung geblieben.

Die Familienunternehmen sind sehr erleichtert darüber, dass das
Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), mit dem das deutsche
Bilanzrecht des Handelsgesetzbuches (HGB) den internationalen Regeln
der Rechnungslegung angepasst werden sollte, nun in einer
abgeschwächten Fassung auf sie zukommt. Nach übereinstimmender
Meinung von Wirtschaftsprofessoren, Wirtschaftsprüfern und
Unternehmern hätte die Einführung der Fair-Value-Regeln extreme
Wertschwankungen und damit Risiken in die Bilanzen der Unternehmen
gebracht.

Eine Bewertung nach dem Fair Value, dem "fairen Wert", wäre für
Finanzanlagen wie Aktien und Anleihen, aber auch für die
Kaufpreisallokation nach Übernahmen oder für die Geschäftswerte von
Beteiligungen erforderlich gewesen. Dabei hätte immer das Prinzip
gegolten, die Bilanzpositionen zu Marktpreisen oder - falls nicht
vorhanden - nach einer komplizierten Modellrechnung zum Stichtag zu
bewerten. Ein zufällig hoher Wertpapierkurs zum Stichtag hätte also
hohe Pseudo-Gewinne generiert und die Bilanzen aufgebläht, ein
Kurssturz extrem hohe Wertberichtigungen erfordert, die womöglich zum
Ausweis hoher Verluste geführt hätten.

"Damit wären - neben den hohen Kosten der Wertermittlung -
unüberschaubare Risiken auf die Familienunternehmen zugekommen", so
die Überzeugung von Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der
Stiftung Familienunternehmen. Auf der einen Seite hätte die Gefahr
bestanden, Scheingewinne ausschütten zu müssen, auf der anderen die
Möglichkeit, dass Kursverluste in die bilanzielle Überschuldung
führen. "Für Familienunternehmen, denen die Rechnungslegung auch
Entscheidungsgrundlagen liefern soll, kommt hinzu, dass die
Informationen einer Fair-Value-Bilanz nahezu wertlos sind", so
Hennerkes weiter. Diese Art der Bilanzierung sei primär auf den
stichtagsbezogenen Informationsbedarf des Kapitalmarkts ausgerichtet.
Familienunternehmen hingegen sind an einem langfristigen Fortbestand
des Unternehmens interessiert und nicht an einem augenblicklichen
Marktwert. Zudem besteht für die Anteile an Familienunternehmen
allein wegen der regelmäßig vorliegenden Verfügungsbeschränkungen der
Gesellschafter ohnehin kein Markt.

Wahrscheinlich ist, dass die weltweite Finanzkrise zur
Entscheidung der Regierungskoalition beigetragen hat. Denn hier war
es die Bewertung der Wertpapierbestände von Banken zum aktuellen
Marktpreis, also zum Fair Value, die zur Verschärfung wesentlich
beitrug - viele Hiobsbotschaften kamen von Kreditinstituten erst,
nachdem sie ihre jüngsten Bilanzen aufgestellt hatten.

Originaltext: Stiftung Familienunternehmen
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61687
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61687.rss2

Pressekontakt:
Stiftung Familienunternehmen
Stefan Heidbreder
Ismaninger Straße 56
D-81675 München
Telefon: +49 (0) 89/ 201 86 610
Telefax: +49 (0) 89/ 201 86 619
heidbreder@familienunternehmen.de


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