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Westdeutsche Zeitung: Papst = von Wibke Busch

Geschrieben am 04-02-2009

Düsseldorf (ots) - Es hat lange gedauert: Während die Wellen der
Empörung insbesondere in Deutschland immer höher schlugen, kam aus
dem Vatikan entweder Schweigen zum Fall des Holcaust-Leugners
Williamson oder Unverständnis angesichts der massiven Kritik. Gestern
nun zogen der Papst und seine Berater endlich die Reißleine. Die
Aufforderung an Williamson, seine Aussagen zur Vernichtung der Juden
durch die Nazis zu widerrufen, ist ein geschickter Schachzug. Der
Vatikan kommt der zuletzt auch von Kanzlerin Merkel gestellten
Forderung nach einer Klarstellung nach, ohne dass der Papst Autorität
einbüßt. Zugleich öffnet das die Möglichkeit, sich wieder von dem
umstrittenen Bischof zu trennen. Ist aber damit alles in Ordnung?
Wohl kaum. Wie sehr die Debatte der katholischen Kirche geschadet
hat, ist noch nicht abzusehen. Im Windschatten des Streits ist zudem
die alte Frage wieder aufgetaucht, für welchen Kurs Benedikt
eigentlich steht. Eine Frage, die in der großen Boulevard-"Wir sind
Papst"-Euphorie untergegangen war und die die Zeitung "taz" am Tag
nach der Wahl des Pontifex mit ihrem provokativen Titelbild "Oh, mein
Gott!" indirekt stellte.
Beide Titelbilder führten letztlich in die Irre. Weder war Joseph
Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation der unbarmherzige
"Panzerkardinal", als den ihn viele sahen. Noch ist Benedikt XVI. als
Papst der Medienstar im weißen Mantel.
Das Kirchenoberhaupt steht für eine Rückbesinnung der katholischen
Kirche auf ihren eigentlichen Kern - in dem Willen, sie aus der Krise
zu führen. Davon zeugen nicht zuletzt die beiden bislang erschienenen
Enzykliken von der Liebe Gottes und der Hoffnung. Anders als sein
Vorgänger, der politische Papst Johannes Paul II., wirkt er dabei in
erster Linie nach innen, ohne - entweder willentlich oder aufgrund
von falscher Beratung - die Außenwirkung zu bedenken.
Benedikt wollte keinen Holocaust-Leugner adeln. Davon zeugen seine
Vita und seine unmissverständlichen Äußerungen zu diesem Thema. Mit
seiner Entscheidung hat er aber viele Menschen vor den Kopf gestoßen
und Brücken abgebrochen. Doch die Welt braucht einen Brückenbauer,
gerade in Zeiten der Unsicherheit und der Spannungen zwischen den
Religionen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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