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Westdeutsche Zeitung: Hessen-Wahl = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 18-01-2009

Düsseldorf (ots) - Vertrauen ist eine hochverderbliche Ware. Man
kann es von einem auf den anderen Moment verlieren. Um es wieder
aufzubauen, bedarf es dagegen vieler, vieler Taten.
Lippenbekenntnisse aber bewirken gar nichts. Das ist die Lehre, die
nicht nur die SPD aus der erneuten Landtagswahl in Hessen ziehen
muss. Der anhaltende Vertrauensverlust von Ministerpräsident Roland
Koch ist die eigentliche Überraschung des Wahlabends.
Andrea Ypsilanti hat mit ihrem überfälligen Rückzug aus der Spitze
der hessischen SPD die Voraussetzungen für einen Neuanfang ihrer
Partei geschaffen. Das schlechteste Wahlergebnis der SPD in Hessen
geht auf ihr Konto. Mitverantwortung tragen allerdings die vielen
Parteifreunde, die nicht gewagt hatten, sich ihrem Wortbruch
entgegenzustellen. Thorsten Schäfer-Gümbel ist die personifizierte
Demut, die die Partei zur Rückgewinnung der Glaubwürdigkeit jetzt
braucht. Die Chance dazu wird er in langen Oppositionsjahren
erhalten. Zunächst aber muss er die Herkulesaufgabe bewältigen, die
hessische SPD nach dieser Zerreißprobe wieder zu einen.
Die für Wiesbadener Verhältnisse ganz ungewohnte komfortable neue
Regierungsmehrheit überdeckt die Wahlschlappe der CDU. Dass Roland
Koch aus der Selbstzerlegung der SPD keinerlei Profit schlagen
konnte, ist ein weiterer Beweis für das Langzeitgedächtnis der Wähler
- auch der Wechselwähler. Offenbar haben die Bürger in Hessen ihrem
alten und neuen Ministerpräsidenten die schamlose
Instrumentalisierung des vermeintlichen Wahlkampfschlagers
Jugendkriminalität noch immer nicht vergessen.
Fast alle Stimmengewinne für das sogenannte bürgerliche Lager gingen
so auf das Konto der FDP - so wie auch die Grünen ihren Erfolg zum
allergrößten Teil der abgestraften SPD verdanken. Das Vertrauen der
hinzugewonnenen Verlegenheitswähler werden beide Parteien nur
erlangen können, wenn sie jetzt nicht der Versuchung der
Selbstüberschätzung erliegen.
Das größte Vertrauen haben sich die hessischen Wähler verdient.
Unabhängig davon, ob die Linke wieder im Landtag sitzt oder nicht:
Populisten punkten in Deutschland vor allem bei Protestwählern. Dass
die Linke in der Wirtschaftskrise nicht zulegen kann, ist ein gutes
Zeichen für die Reife unserer Demokratie.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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