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Berliner Morgenpost: Familienfeindlichkeit lässt sich leider nicht verbieten - Kommentar

Geschrieben am 03-01-2009

Berlin (ots) - Das Vorhaben ist ehrenwert: Die CSU in Bayern sowie
die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus wollen per Gesetz und
Verordnung künftig verbieten, dass Nachbarn Klage einreichen, weil
Kinder das tun, was nun einmal ihre Natur ist. Sie lachen, sie
schreien, sie toben, sie weinen - kurz: sie leben. Hörbar. Für manche
Menschen tun die Kleinen das zu vernehmlich. Vor allem dort, wo sie
in größeren Gruppen auftreten, wie etwa in Kindergärten.
Diese Mitbürger setzen dann juristische Abläufe in Gang, an deren
Ende das Kinderlachen und -weinen per Urteil verboten wird. Wie in
Berlin, München und gleich mehrfach in Hamburg geschehen. Dann
herrscht wieder Stille zwischen Ziertannen, akkurat gestutzten Hecken
und per Sichelschnitt gepflegten Rasenflächen.
Kinderlärm-Aversion per Gesetz verbieten zu lassen erscheint zunächst
als lobenswerter Plan. Allerdings mit einer erheblichen
Einschränkung, die das christsoziale Vorhaben am Ende als
Symbolpolitik entlarvt. Denn offenbar ist es nach Meinung von
Experten gar nicht möglich, derartige Klagen per Gesetz zu
unterbinden.
Aber - der CSU-Plan und die Initiative der Berliner SPD machen auf
ein Problem aufmerksam, das sich mit Verordnungen und Gesetzen allein
nicht wird lösen lassen: die latente Kinderfeindlichkeit in
Deutschland.
Fakt ist: Die vielen familienfreundlichen Maßnahmen der
Bundesregierung in den vergangenen Jahren - von Elterngeld bis
Kita-Ausbau - haben nicht dazu geführt, dass sich gleichzeitig das
Bewusstsein der Bürger ebenso positiv verändert hat. Wer jemals mit
schreienden Kindern in einem Restaurant saß, weiß, wovon die Rede
ist.
Und dieses Problem wird sich in den kommenden Jahren weiter
verschärfen. Die Altersentwicklung der Gesellschaft ist daran schuld.
Die Zahl der Älteren nimmt zu. Sie haben aber entweder keine Kinder,
oder diese sind längst aus dem Haus. Und die Generation zwischen 20
und 35 Jahren lässt sich Zeit mit dem Nachwuchs. Wir werden uns also
darauf einstellen müssen, dass die älteren kinderlosen Paare bald in
der übergroßen Mehrzahl sein werden - und somit die Plätze und die
Toleranz für lärmende Kinder entsprechend weniger werden.
Das ist eine alarmierende Entwicklung, der schleunigst
entgegengewirkt werden muss. Allerdings nicht auf die Weise, wie es
die CSU plant. Das hilft, wenn überhaupt, Richtern an Amts- und
Landesgerichten, die sich dann mit weniger Klagen herumschlagen
müssen. Es führt aber wohl kaum zu einer notwendigen Veränderung im
Umgang mit den Sprösslingen.
Die wird nur dann eintreten, wenn sich die Gesellschaft insgesamt
wieder bewusst macht, dass Kinder keine Belastung darstellen, sondern
das wichtigste Kapital für die eigene Zukunft sind. Und das wird nur
passieren, wenn möglichst viele Menschen möglichst oft Kinder
zumindest einmal sehen - oder hören. Dieser Gedanke schließt jedoch
kategorisch aus, dass Kleingeister Kindergärten per Klage aus ihrer
Nachbarschaft vertreiben dürfen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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