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Rheinische Post: Frohe Botschaft

Geschrieben am 23-12-2008

Düsseldorf (ots) - Von Horst Thoren

Glück und Zufriedenheit scheinen heutzutage in Euro und Cent
berechenbar bzw. am Kontostand ablesbar zu sein. Den nur in
weltlichen Dimensionen denkenden Menschen trifft die drohende Krise
doppelt hart. Scheinbar von Gott verlassen, verliert er nun auch noch
den Glauben an die Menschheit. Für diejenigen am unteren Ende der
Lohn- und Sozialleiter geht es um den Rest an Lebensqualität, für die
ganz oben um den Grad des persönlichen Erfolgs auf der - so schien es
bislang - nach oben offenen Gewinn-Skala. Und mancher stellt sich
jetzt die bange Frage: Wem kann ich noch Glauben schenken? Worauf
kann ich mich noch verlassen?
Banker und Analysten, die in diesen Wochen und Monaten Millionen und
Milliarden verbrannt haben, wissen oft selbst nicht, wie ihnen
geschieht. Das Perpetuum Mobile des ewigen Finanz-Glücks ist als
illusionäre Seifenblase geplatzt. Verspielt haben die Börsen-Gurus in
ihrem unersättlichen und unkontrollierten Gewinnstreben nicht nur das
Geld, vielmehr auch das (Selbst-)Vertrauen in ihre ins Magische
übersteigerten Marktkräfte. Wer glaubt denn noch an wen? Unsere
Gesellschaftsstruktur aber fußt darauf, dass es im Miteinander ein
solides Grundvertrauen gibt, ein Gefühl von Sicherheit. Auch deshalb
hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eingegriffen und den Bankenschirm
aufgespannt. Das Sicherungspaket für die Spekulationsverluste soll
den Geldverkehr, und damit den sozialen Kreislauf, stabilisieren. Bei
alldem zeigt sich auch, auf wie dünnem Eis sich ein Gemeinwesen
bewegt, wenn es einzig vom kollektiven Glauben ans Pekuniäre getragen
wird! Wohin mit all den damit verbundenen Frustrationen, den Ängsten,
dem Unmut, der Verzweiflung?
In früheren Krisenzeiten, immer dann, wenn die Not existenziell war
oder das Sorgenpotenzial unüberschaubar, füllten sich die Kirchen.
Aber Glaube, Liebe, Hoffnung, als Therapie für gescheiterte
Spekulanten? Funktioniert das wirklich? Nicht so einfach! Natürlich
kann die Krise eine Chance sein - auch für die Vermittlung
christlicher Werte und Überzeugungen, wenn die Bereitschaft wächst,
sich vom goldenen Kalb der reinen Gewinnmaximierung abzuwenden. Das
setzt aber voraus, dass die latente Gottessehnsucht aufgefangen und
nicht nur auf den Pilgerweg umgeleitet wird (Ich bin dann mal weg).
Nicht von ungefähr fordert der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, "neue missionarische Impulse",
die die Kirche nötig habe. Dazu braucht sie aber viel Kraft. Schon
seit vier Jahren mahnt die Rheinische Synode ein verstärktes
inhaltliches Verkündigungskonzept an. Doch in vielen Gemeinden
(evangelisch wie katholisch) wird mehr über Strukturen gestritten als
über Seelsorge nachgedacht. Die Mühseligen und Beladenen der
Jetzt-Zeit bedürfen derweil immer dringender interessierter
Gesprächspartner, aufmerksamer Zuhörer, aber auch couragierter
Mahner. Denn Halt im Glauben findet nur der, der sich von Gott
beanspruchen lässt.
Der Weg zum Gottes-Dienst braucht einen Anfang. Der Gang zur nächsten
Kirche könnte ein erster Schritt sein. Gerade heute - am "Heiligen
Abend". Da ist man als Suchender - weiß Gott! - nicht allein. "Ich
bin dann mal da!" statt "Ich bin dann mal weg"! Da ist das
Glaubenserlebnis klarer denn je: Gott ist mitten unter uns und
schenkt uns die Hoffnung! Diese Frohe Botschaft ist von einer
Dimension, die die Cassandra-Rufe der politischen Krisenboten
zumindest heute übertönt. Das Jahr 2009 wird schlimm, heißt es. Wir
werden sehen. Es ist Weihnachten: Schenken wir Gott unser Vertrauen!

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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