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Franz Müntefering spricht im stern erstmals über die letzte gemeinsame Zeit mit seiner verstorbenen Frau: "Tot sein ist nicht schwer. Sterben kann schwer sein."

Geschrieben am 21-12-2008

Hamburg (ots) - Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat sich zum
ersten Mal ausführlich zu der Zeit geäußert, in der er seine
krebskanke Frau Ankepetra bis zu deren Tod Ende Juli betreut und
gepflegt hat. "Als ich im November 2007 aus der Politik ausschied,
hatte ich das Gefühl, wir gehen jetzt eine lange, letzte gemeinsame
Strecke", sagte Müntefering in einem Interview in der neuen, wegend
er Weihnachtsfeiertage bereits am Dienstag erscheinenden Ausgabe des
Hamburger Magazins stern. Das Wissen um das nahe Ende sei
"schrecklich" gewesen, andererseits habe er es "als Privileg
empfunden, dass wir eine so intensive Zeit miteinander verbringen
konnten. Es war gut für sie und für mich", so Müntefering im stern.
"Wir hatten noch viele schöne Stunden und Tage. Wir saßen fröhlich im
Garten, haben miteinander geredet. Das war, neben allem Schmerz, auch
ein gutes Stück Leben."

Die Beziehung zwischen sich und seiner Frau war, so Müntefering,
"eine große Sache": "Ich konnte mit meiner Frau Pferde stehlen, wir
sind zusammen durch dick und dünn gegangen." Er habe im vergangenen
November "nicht einen Augenblick gezögert", sein Amt als Vizekanzler
aufzugeben, um sich um seine Frau zu kümmern, sagte Müntefering dem
stern. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich unabkömmlich bin, dass
da kein anderer ist, der das genauso gut machen könnte." Es sei ihm
auch nicht schwer gefallen, seine Frau zu pflegen oder ihr Spritzen
zu geben. "Wenn man es macht, ist es ganz natürlich, erst recht bei
einem Menschen, den man liebt." Es glaube, so Müntefering, "ich
könnte auch in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung
arbeiten."

Seine Frau und er hätten bereits vor Jahren verabredet gehabt:
"Wenn einer von uns ein Pflegefall werden sollte, kümmert sich der
andere um ihn, wenn irgend möglich zu Hause", sagte der 68-Jährige.
Er sei durch seine Eltern geprägt. Sein Vater habe seine Mutter lange
gepflegt, sagte Müntefering dem stern. Es habe ihn sehr bedrückt,
"dass ich nicht dabei war, als er starb". Nach dem Tod des Vaters
hätten sie seine Mutter zu Hause gepflegt. "Damals habe ich gelernt,
wie wichtig es für meine Mutter war, bei uns zu sein, in der Familie,
nicht irgendwo, wo man hinfährt und sie besucht", so der SPD-Chef
weiter. "Wir leben in einer so zeitreichen Gesellschaft und trotzdem
sterben so viele Menschen einsam. Das dürfte eigentlich nicht sein."

Müntefering wünscht sich, an seinem eigenen Ende "nicht große
Schmerzen erleiden (zu) müssen. Dann soll mich der Tod lieber ganz
plötzlich erwischen", sagt Müntefering. "Tot sein ist nicht schwer.
Sterben kann schwer sein." Seine Haltung zum Leben nach dem Tod sei
"eher agnostisch: Kann sein, kann nicht sein." Zu seiner Frau habe er
gesagt: "Wenn du da oben Gelegenheit hast, dann wink mal."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
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Pressekontakt:
Für Rückfragen: stern-Nachrichtenredaktion 040-3703-4416


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