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Westdeutsche Zeitung: Konsumgutscheine = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 04-12-2008

Düsseldorf (ots) - Die Diskussion um Konsumgutscheine ist eine
Gespensterdebatte. Im besten Fall ist der Spuk bald vorbei; im
schlimmsten Fall werden wir - ähnlich wie in Goethes Zauberlehrling -
die Geister nicht mehr los, die einige Politiker wie Karl Lauterbach
und Andrea Nahles mit ihrem ökonomischen Unsachverstand herbeigerufen
haben.
Ein erster Schaden ist bereits zu begutachten: Die Konsumenten sind
verunsichert. Manche überlegen, ob sie Kaufentscheidungen jetzt nicht
zurückstellen sollen und lieber auf die geschenkte Staats-Knete
warten. Es ist zum Mäusemelken! Das Vorweihnachtsgeschäft brummt. Die
Krise ist angekündigt, aber sie ist noch nicht da. Das
Gutschein-Gerede könnte nun dazu führen, dass sich die düstersten
Prophezeiungen rasch selbst erfüllen.
Glücklicherweise ist die Idee nur vermeintlich populär. Die meisten
Menschen haben sehr genau begriffen, dass sie ein solches "Geschenk"
teuer zu stehen käme. 500 Euro für jeden wären rund 40 Milliarden
Euro zusätzliche Schulden für alle. Irgendwann würde sich der Staat
das Geld zurückholen müssen, zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen. Und
was wäre gewonnen?
In den USA wurden in diesem Jahr Steuergutschriften im Wert von 150
Milliarden Dollar verteilt. Trotzdem verschärfte sich die Rezession
drastisch. Das Konjunkturprogramm hatte keinen nachweisbaren Effekt,
obwohl die Amerikaner nicht zimperlich sind, wenn's ums Konsumieren
geht. Was täten die Deutschen?
Einige würden Ramsch kaufen, was vor allem die Konjunktur in Fernost
stützen dürfte. Die meisten aber tun, was sie in Krisenzeiten
soliderweise immer tun: sparen. Dass Banken den Gutschein nicht
annehmen dürften, nutzt wenig. Wer will verhindern, dass man ihn für
ohnehin Geplantes einlöst und dann den so eingesparten Betrag aufs
Konto legt? Außerdem wären solche Gutscheine bürokratische Monster.
Wie sollen sie verteilt, wie fälschungssicher gemacht werden? Was
ist, wenn die 500 Euro nicht auf einmal ausgegeben werden? Wie sollen
Händler die Scheine in Bargeld umtauschen?
"Die Menschen lieben die Dämmerung mehr als den hellen Tag, und eben
in der Dämmerung erscheinen die Gespenster", heißt es an anderer
Stelle bei Goethe. Hoffen wir, dass der SPD-Linken bald ein Licht
aufgeht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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