(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Zwischen Mordlust und Entspannungspolitik - Kommentar

Geschrieben am 27-11-2008

Berlin (ots) - Die Hafen- und Handelsstadt Bombay ist die
Metropole Indiens: Dynamisch und umtriebig, dazu unordentlich,
erfinderisch im Bewältigen des Lebens, stark an Wohlgerüchen wie an
Gestank. Bombay ist Fenster in die Vergangenheit des Subkontinents
wie in die Zukunft.
Der Terrorangriff - wo auch immer die Spuren hinweisen - wird das
gewaltige Land nicht umstürzen. Aber er erzeugt Angst im Innern und
Misstrauen nach außen. Hunderte von Opfern sind zu beklagen, Tote und
Verwundete. Die Polizisten haben sich tapfer geschlagen, viele bis
zum bitteren Ende.
Was bisher bekannt wurde, lässt bestimmte Motive erkennen: Die
bewaffneten Killer wollten, wie Zeugenaussagen belegen, vor allem
Juden, Amerikaner und Briten treffen. Es kam ihnen indes nicht darauf
an, wie viele sonstige Passanten, Hotelgäste oder Sicherheitspersonal
und Polizisten Opfer wurden. Sie feuerten in die Menge, warfen
Granaten und exekutierten. Mordlust und Sendungsbewusstsein sind
Kennzeichen des radikalen Islamismus.
Die Gleichzeitigkeit der Aktion, offenbar präzise geplant und
exekutiert, lässt auf Verschwörer aus dem Netzwerk der al-Qaida
schließen.
Die Ziele des Massenmords? Eine solche Aktion kommt nicht allein aus
Blutdurst. Bisher fehlt Klarheit. Aber es ist kein Geheimnis, dass
die Islamisten Pakistan und Indien gegeneinander aufbringen und
Pakistan - ohnehin brüchig - destabilisieren, Teile herausbrechen und
die Atomwaffen in die Hand bekommen wollen.
Fatal wäre es in der Tat, wenn sich der allgegenwärtige indische
Veracht bestätigt, der hinter Terror in Indien regelmäßig die Hand
des pakistanischen Militärgeheimdienstes vermutet. Die Beziehungen
beider Staaten sind gespannt, auch zu den besten Zeiten. Es gibt
indes Bestrebungen - durch die Präsenz von Atomwaffen beider Seiten
wahrscheinlich befördert - symbolische und reale Entspannung zu
praktizieren und einen Modus vivendi, speziell über das umstrittene
Hochtal von Kaschmir, herbeizuführen.
Gegen den Terror haben die Regierungen in Islamabad und Neu Delhi
nachhaltig nur eine Waffe: konstruktiven Dialog und wechselseitige
Information über ihre Erkenntnisse. Dazu müssen die Terroristen
isoliert und bestraft werden.
Der Schrecken dieser Tage wie auch die Präsenz der
Massenvernichtungswaffen beider Seiten kann indes auch zum Guten
dienen, indem er einen Verhaltenskodex, vertrauensbildende Maßnahmen
und die Erkenntnis erzwingt, dass es mit den apokalyptischen Reitern
keine Gemeinschaft geben darf.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

173417

weitere Artikel:
  • Kölnische Rundschau: Kommentar zur Lage in Indien: Zerrissen / von Raimund Neuß Köln (ots) - Vorsicht mit schnellen Analysen! Natürlich ist so mancher daran interessiert, sofort Verantwortliche für die Anschlagserie von Bombay zu benennen. Die indische Regierung etwa sucht die Hintermänner gern im Ausland. Aber was, wenn sie - auch - im eigenen Land zu finden wären? Das gezielte Vorgehen gegen Briten und Amerikaner mag von El Kaida inspiriert sein. Es wird über die Sprache der Attentäter spekuliert, aber Hindi und das außer in Indien auch in Pakistan gesprochene Urdu sind so eng verwandt, dass sich daraus die Herkunft mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Terror in Indien Leipzig (ots) - Von Kostas KipurosKrieg hilft nichtgegen TerrorWer die Orte, in denen seit dem 11. September 2001 Terroristen zugeschlagen haben, mit einem Punkt auf der Landkarte versieht, wird über die immer größer werdende Dichte des Netzwerkes der Gewalt erschrecken: Von Madrid über Casablanca und London, Indonesien, Irak, Afghanistan, Pakistan, Kenia, Ägypten bis - nun erneut - Indien zieht sich inzwischen die Blutspur der Attentäter. Die Unerbittlichkeit und Globalität der Täter lässt vermuten, dass hinter den Anschlägen ein lenkendes mehr...

  • Rheinische Post: Indien ins Mark getroffen Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Der Terror von Bombay hat für Indien eine ähnlich schreckliche Dimension wie die islamistischen Anschläge des 11. September 2001 für die USA. Damals wie heute wurde eine Nation tief getroffen. Die Verwundbarkeit der Gesellschaft tritt offen zu Tage, gleichermaßen ihre Ohnmachtsgefühle, sich gegen solch menschenverachtende Gewalt noch wehren zu können. Bombay, das heutige Mumbai, ist die Finanz- und Wirtschaftsmetropole eines aufstrebenden Staates, der über eine Milliarde Menschen umfasst. Doch mehr...

  • Rheinische Post: Gespaltene Union Düsseldorf (ots) - Von Martin Kessler Die Erbschaftsteuer ist für die Union ein Symbolthema. In ihr sind alle Elemente enthalten, für die christdemokratische Politik steht: das Erbe, die Familie, der Eigentümer-Unternehmer. Dass sich 28 Unionsabgeordnete - so viel wie noch nie in der laufenden Legislaturperiode - ihrer Führung in dieser Frage verweigern, ist als Zeichen gegen die Geisteshaltung in der CDU-Spitze zu verstehen. Die Parlamentarier reiben sich am mangelnden Einfühlungsvermögen ihrer sonst so populären Kanzlerin. Der Kompromiss mehr...

  • Rheinische Post: Studieren in NRW Düsseldorf (ots) - Von Gerhard Voogt Der Niederrhein soll eine neue Fachhochschule erhalten. Das will das Landeskabinett heute verkünden. Eine gute Nachricht für die Region. Bislang war der Nordwesten von NRW ein weißer Fleck auf der Hochschullandkarte. Sowohl Kamp-Lintfort als auch der Kreis Kleve sind noch im Rennen. Beide können Strukturhilfe gut gebrauchen. Kamp-Lintfort wird durch das Aus der Steinkohle gebeutelt, der Schock nach der BenQ-Pleite sitzt noch tief. Kleve leidet unter dem Abzug der Lebensmittel- und der Schuhindustrie, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht