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DR Kongo: "400 sexuelle Übergriffe pro Monat" CARE weitet Nothilfe aus

Geschrieben am 24-11-2008

Bonn (ots) - "Die UNO und die internationale Gemeinschaft muss die
Frauen im Kongo besser vor sexuellen Übergriffen schützen", fordert
Heribert Scharrenbroich, Vorsitzender von CARE Deutschland-Luxemburg
anlässlich des internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt gegen
Frauen am Dienstag, den 25. November. "Vergewaltigungen sind das Erbe
des Kongokrieges", so Scharrenbroich. Von Januar bis September habe
CARE 400 sexuelle Übergriffe auf Frauen monatlich gezählt, die
Dunkelziffer liege aber weit darüber. "Der Konflikt treibt die Frauen
den marodierenden Rebellen in die Hände, sie sind schutzlos
ausgeliefert", so Scharrenbroich weiter. Der Konflikt reiße Familien
auseinander. "Bis zu 20 Prozent der Frauen, die nach Goma geflüchtet
sind, müssen sich allein um ihre Familien kümmern. Entweder wurden
sie von ihren Ehemännern getrennt oder ihre Männer kamen in den
Kämpfen ums Leben."

CARE weitet die Nothilfe in Goma aus und versorgt weitere 800
Flüchtlingsfamilien. Dabei konzentriert sich CARE vor allem auf die
Hilfe für Haushalte, die von Frauen geführt werden. Verteilt werden
Materialien zum Bau von Notunterkünften, Küchenutensilien, Decken und
Kleidung sowie Hygienepakete speziell für Frauen. "Für Frauen, die
vergewaltigt wurden, stellt CARE Medikamente zur Verfügung, die die
Übertragung von HIV kurz nach dem Übergriff verhindern können",
erklärt Scharrenbroich. Diese Medikamente werden an Kliniken in Goma
und außerhalb der Stadt verteilt.

"CARE arbeitet intensiv mit anderen Organisationen zusammen, um
die Gefahr für Frauen einzudämmen und ihnen sofortige Hilfe nach
sexuellen Übergriffen zukommen zu lassen", beschreibt Scharrenbroich
die Arbeit vor Ort. In der Region Birambizo in Nord-Kivu plane CARE
ein Projekt, das vergewaltigte Frauen medizinisch unterstützt, Wasser
und sanitäre Anlagen baut und Gesundheitspersonal im Umgang mit
misshandelten Frauen schult.

Bislang hat CARE mehr als 4.000 Menschen in Goma mit Nothilfe
erreicht. In einer Klinik, welche CARE in Zusammenarbeit mit der
Organisation Merlin errichtet hat, werden zudem Patienten mit
Medikamenten gegen Cholera behandelt.

ACHTUNG REDAKTIONEN: Uns liegt aktuelles Video- und Fotomaterial
aus Goma vor. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marion Michels
(michels@care.de, 0228-975 63 23).

--------
Zwei Fallstudien von Frauen-Schicksalen aus Goma:

Goma, 14. November 2008
Maria (Name geändert), 42 Jahre alt

"Ich komme aus dem Dorf Utamagenga in der Nähe von Rutshuru. In
der Nacht zum 28. Oktober gab es dort viele Schießereien. Als wir die
Schüsse hörten, waren wir sofort beunruhigt und wussten nicht, was
wir tun sollten. Mit der Zeit kamen auch Geräusche von anderen Waffen
hinzu. Wir waren in unseren Häusern gefangen und hofften, dass uns
die Soldaten nichts tun würden. Doch dann hörten wir, wie
Soldatenstiefel auf unser Haus zumarschierten. Mehrere Soldaten
brachen unsere Haustür ein und erschossen sowohl meinen Bruder als
auch seine Frau und seinen Sohn. Ich versteckte mich zusammen mit
meiner Mutter, meiner Schwester und unseren Kindern in einem anderen
Zimmer. Als sich eine Fluchtgelegenheit ergab, rannten wir so
schnell wie möglich aus dem Haus. Auf der Straße erwartete uns ein
einziges Chaos: unzählige Menschen schrien und rannten willkürlich in
verschiedene Richtungen. In der Menschenmenge verlor ich schließlich
meine Familie. Ich flüchtete in einen Ort namens Karagera, aber als
ich dort ankam, stellten sich mir fünf Soldaten in den Weg. Sie
verlangten Geld von mir, damit ich weitergehen durfte. Da ich kein
Geld hatte, musste ich ihnen meine Kleidung geben. Sie zwangen mich,
meine Kleidung vor ihnen auszuziehen. Sie verschwanden kurz damit,
doch kamen dann zurück und zwei von ihnen vergewaltigten mich. Meine
Peiniger waren nicht betrunken, dafür aber sehr schmutzig. Sie
schlugen mich immer wieder ins Gesicht bis es blutete. Dann ließen
sie mich einfach liegen. Ich hatte furchtbare Schmerzen. Aus Angst
schlief ich zwei Nächte in der Wildnis. Ich wusste weder was ich tun
sollte, noch wohin ich gehen sollte. Dann erreichte ich ein kleines
Dorf, wo mich ein Mann entdeckte und mir Kleider gab. Danach wanderte
ich über 70 Kilometer nach Goma, dem einzigen Ort, den ich für sicher
hielt. Unterwegs musste ich um Essen betteln und Wasser aus Quellen
trinken. Nur so konnte ich überleben. Es könnte sein, dass mich die
Soldaten bei der Vergewaltigung mit HIV angesteckt haben. Auf dem Rat
eines Bekannten, bei dem ich wohne, ging ich deswegen zu einer
Beratungsstelle.

Ich habe keine Ahnung, was mit dem Rest meiner Familie aus
Utamagenga passiert ist, denn es gibt noch keine Neuigkeiten aus dem
Ort. Ich habe drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Ich hoffe,
dass es ihnen gut geht und sie in der Nacht, als wir getrennt wurden,
vielleicht ein Nachbar mitgenommen hat. Ich hoffe auch, dass sie
weiterhin zur Schule gehen, aber niemand weiß, was derzeit in meiner
Heimat los ist. Ihr Vater, mein Ehemann, wurde im ersten Krieg, 1997,
getötet. Die Zustände damals waren denen von heute ziemlich ähnlich.
Ich habe Angst, dass meinen Kindern etwas zugestoßen ist. Aber ich
weiß nicht, wie ich das herausfinden kann. Ich fürchte mich davor
zurückzugehen, aber es ist die einzige Möglichkeit, um zu wissen, ob
es meinen Kindern gut geht. Jedes Mal, wenn ich einen Soldaten der
Regierung hier in Goma sehe, bin ich wie paralysiert. Denn ich muss
ständig daran denken, was sie mir, meinem Bruder und seiner Familie
angetan haben."

-----

Aus dem Kituka Camp, Goma, in dem CARE Nothilfepakete verteilt hat
11.November 2008

Aisha, 20 Jahre alt

"Ich bin 20 Jahre alt und habe vier Kinder. Wegen des Krieges
musste ich von Ruhmangabo ins Flüchtlingslager fliehen. In Ruhmangabo
wurde die Lage durch die ausbrechenden Kämpfe immer gefährlicher. Ich
hatte Angst um meine Kinder. Mein Ehemann ist noch am Leben. Wir sind
zusammen hierher gekommen. Aber jetzt liegt er mit einer schweren
Malaria im Krankenhaus von Goma. Ich lebe alleine mit meinen vier
Kindern in einer kleinen Hütte, bis er einigermaßen gesund ist und zu
uns zurück kommen kann.

Mit 16 Jahren, ein Jahr nachdem ich geheiratet hatte, bekam ich
mein erstes Kind. Seitdem habe ich jedes Jahr ein Kind bekommen. Wir
sind ursprünglich aus Bukeno und von dort bereits vor einem Jahr nach
Rughmangabo vertrieben worden. Jetzt sind wir schon das zweite Mal in
einem Jahr- diesmal nach Goma- geflüchtet. Beide Male mussten wir
alles Hab und Gut hinter uns zurücklassen, da wir immer zu Fuß
geflohen sind und nur die Kinder tragen konnten. Als wir hier
ankamen, hatten wir nichts: keine Unterkunft, keine Kochtöpfe,
Wassereimer oder Kleidung. Vor einem Monat gab man uns ein paar
Abdeckplanen und beliefert uns seitdem einmal wöchentlich mit einer
Essensration. Aber diese Woche haben wir noch nichts bekommen. Wir
haben seit gestern nichts mehr gegessen. Ich habe gehört, dass CARE
heute im Laufe des Tages Nothilfepakete verteilt, aber ich weiß
nicht, was in diesen Paketen ist. Ich muss mir Behälter leihen, in
denen ich Wasser transportieren kann. Außerdem bräuchte ich dringend
neue Kleidung, damit ich die Sachen, die ich und meine Kinder tragen,
waschen kann. Wenn es regnet, werden wir oft nass, da unsere Hütte
nicht sehr wasserfest ist.

Ich würde so gerne zurück nach Hause gehen, aber ich weiß, dass
ich dort wahrscheinlich nichts mehr vorfinden werde, weil die
Soldaten alles geplündert haben. Ich mache mir große Sorgen um meinen
kranken Mann. Wenn er stirbt, weiß ich nicht, was ich tun soll. Meine
Kinder sind alle noch sehr klein und ich weiß nicht, wie wir den
Krieg allein überstehen sollen."

Originaltext: CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6745
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6745.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
CARE Deutschland-Luxemburg e.V.
Marion Michels
Telefon: 0228 / 975 63 23
Email: michels@care.de

oder

Sandra Bulling
Telefon: 0228 / 97563 46
Mobil: 0151 / 12 62 7123
E-Mail: bulling@care.de


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