 Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum EU-Gipfel in Brüssel:
Spiel ohne Grenzen?
Geschrieben am 14-06-2006 |
Cottbus (ots) - Wie weit soll die EU noch reichen? Die Meinungen
darüber, wo die Erweiterung an ihre Grenzen stößt, könnten nicht
kontroverser sein. Bayerns Ministerpräsident Stoiber wirbt für
Zurückhaltung und proklamiert damit nur, was immer mehr deutsche
Spitzenpolitiker denken. Belgiens Premier Verhofstadt tritt hingegen
aufs Gaspedal. Er plädiert für eine Fortführung des
Erweiterungsprozesses. Dabei war die Frage einmal leicht zu
beantworten: Für Fürst Metternich endete das zivilisierte Europa kurz
hinter Wien. Aber seit der österreichische Staatsmann das Schicksal
unseres Kontinents lenkte, haben sich die Zeiten gründlich geändert.
Die Balkanstaaten stehen vor der Tür des Europäischen Clubs: Rumänien
und Bulgarien haben bereits die Klinke in der Hand, Kroatien
verhandelt seit Montag die Bedingungen seines Eintritts, Serbien und
Montenegro drängeln und auch Albanien darf sich jetzt in die
Warteschlange einreihen. Aber der Wind hat sich gedreht: Seit der
großen Beitrittsrunde im Mai 2004 sind die Menschen der Gemeinschaft
des Zuwachses müde. Selbst dem für Erweiterung zuständigen
EU-Kommissar Olie Rehn schlägt Zorn, bestenfalls Desinteresse
entgegen. Die EU sei an einem kritischen Punkt, bilanzierte der
Finne, quer durch die Gemeinschaft höre er nur noch Blues. Der
Gegenwind bläst auch Europas Staats- und Regierungschefs ins Gesicht.
Sie machen den Erweiterungsfrust jetzt zum wichtigsten Gipfelthema.
Dabei wird auch der 25-köpfigen Führungsriege nicht viel mehr
einfallen, als noch ein Papier zu fordern.
Europa immer schneller immer größer? Über alle Interessenskonflikte
zwischen den Mitgliedsstaaten hinaus ist es Zeit zum Nachdenken. Zur
Klärung der Grundsatzfrage: Europa wohin? Auch wenn darüber die
EU-Vision für die Staaten des Balkan nicht aufgegeben werden darf.
Denn nur die Aussicht auf Integration - in welcher Form auch immer -
garantiert uns Frieden und Stabilität im Hinterhof Europas.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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