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Westdeutsche Zeitung: Dienst an der Gemeinschaft =

Geschrieben am 14-06-2006

Düsseldorf (ots) - Von Alexander Marinos

Frage: Wer ist eigentlich Stefan Müller? Antwort: Ein gerade
einmal 30 Jahre junger Hinterbänkler von der CSU. Frage: Dann muss
man sich den Namen also nicht merken? Antwort: Vorübergehend schon.
Denn sein Vorschlag, Arbeitslose zum staatlichen Arbeitsdienst zu
verpflichten, hat es in sich, auch wegen der historischen Parallele.
Ignoriert man aber die programmierte Krakeelerei der politischen
Gegner, scheint die Idee auf dem ersten Blick gar nicht so schlecht
zu sein. Wer hat sich nicht schon über jene
Arbeitslosengeld-II-Empfänger geärgert, die staatliche Leistungen
kassieren, nebenbei schwarz arbeiten und es sich so ganz gut gehen
lassen? Um sich jeden Morgen zum Gemeinschaftsdienst zu melden,
müssten sie endlich raus aus der sozialen Hängematte.

Doch Stefan Müller hat die Sache nicht zu Ende gedacht. Welche
Superbehörde soll den Arbeitsdienst eigentlich organisieren und das
Erscheinen der Arbeitslosen kontrollieren? Wer stellt sicher, dass
die Menschen auch qualifiziert sind, um Kindern bei den Hausaufgaben
zu helfen und sich um alte Menschen zu kümmern? Und wie lässt es sich
vermeiden, dass die neuen Hilfsjobs wertvolle Arbeitsplätze auf dem
ersten Arbeitsmarkt verdrängen?

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass der Vorschlag unrealistisch
ist und einen üblen Nachgeschmack hinterlässt. Denn fast jeder kann
mal unverschuldet länger als ein Jahr keine Arbeit haben und dann
unter den Generalverdacht geraten, ein Faulpelz zu sein.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder hat unlängst behauptet, von ihm
könne man im Falle eines Falles auch erwarten, in einer Kneipe zu
kellnern. Was für eine Dummschwätzerei! Würde Kauder seinen
Politiker-Job verlieren, ginge er sicher nicht in die Kneipe -
sondern in die Wirtschaft. Dort winken weit mehr Geld und
Anerkennung.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

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redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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