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Westfalenpost: Pflicht und Kür

Geschrieben am 19-10-2008

Hagen (ots) - Die SPD sortiert sich neu
Von Winfried Dolderer
Die SPD hat ihre Führungskrise beigelegt. Sie hat neues
Selbstbewusstsein gewonnen. Sie zweifelt nicht mehr an sich und ihrer
Politik. Sie hat ihre streitenden Flügel ausgesöhnt. Sie ist
geschlossen, entschlossen und einig auf dem Marsch zur Rückeroberung
des Kanzleramtes. Das ist das Signal dieses Wochenendes. Ist es das?
Zweifel sind erlaubt, wenn man die Wahlergebnisse betrachtet, das
überwältigende für den Kandidaten, das deutlich mäßigere für den
alten und neuen Parteichef. Sie sind ein Symptom fortdauernden
Zwiespalts. Die SPD hat ihre Krise beigelegt, indem sie einen
Vorsitzenden für die Pflicht gewählt hat. Und einen für die Kür.
Der für die Kür, das ist Steinmeier, der im Neuköllner
Estrel-Zentrum sein bis vor kurzem kaum vermutetes Talent unter
Beweis gestellt hat, die Genossen rhetorisch in seinen Bann zu
schlagen, und sich als Projektionsfläche für alle möglichen Wünsche
und Hoffnungen angeboten hat.
Dagegen ist Müntefering der Pflichtmensch an der SPD-Spitze. Er hält
der Partei ein Verständnis sozialdemokratischer Identität als
Einsicht in die Notwendigkeit des Regierens entgegen: Pragmatisch
handeln zu sittlichen Zwecken, wie er formuliert. Das ist ein
anstrengendes Programm, gewiss ab und an auch eine Zumutung für die
Genossen. Werden sie ihm auf Dauer folgen? Jetzt und bis auf weiteres
sicherlich.
Parteitage sind immer auch Autosuggestions-Veranstaltungen. Doch
jenseits der Kunstlichtwelt der Parteitagshalle lauert die politische
Realität. Die politische Realität für die SPD heißt nach wie vor:
schwache Umfragewerte, Mitgliederschwund, die Konkurrenz der
Linkspartei.
Vor allem letztere: Es mag ja sein, dass nach der Erfahrung der
Finanzkrise die Menschen für sozialdemokratische Botschaften
empfänglicher sind. Doch die hören sie von Lafontaine und Gysi
genauso gut wie von der SPD, vielleicht noch deutlicher.
Der Unglücksrabe Beck ist nicht zuletzt an dem Versuch gescheitert,
sich diese Konkurrenz vom Hals zu schaffen, indem er sich so weit wie
möglich nach links verbog. Wie das dem Duo Franz und Frank gelingen
soll, die beide weiter rechts stehen als das Gros ihrer eigenen
Partei, das wird eine interessante Frage.

Originaltext: Westfalenpost
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Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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