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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum SPD-Parteitag

Geschrieben am 19-10-2008

Leipzig (ots) - Von Dieter WonkaSPD-Team gegen Merkels
SchwächeVermeintlich neue SPD-Hoffnungsträger wurden schon oft mit
beinah hysterischer Hektik gehoben und bald wieder versenkt. Nun also
Steinmeier plus Müntefering. Das allein böte Grund zu
spöttisch-kabarettistischen Höhenflügen:Kommt das letzte Aufgebot
oder schon der Erlöser? Weil aber die Zeitenwende da ist, durch die
unkalkulierbaren Folgen der Finanzmarktkrise, gerät der Politiker-
und Selbstbewusstseinswechsel bei der SPDzum unerwartet besonderen
Ereignis.
Die Wirtschaft zeigt sich hilflos in einer Welt der Zügellosigkeit
und der moralischen Bodenlosigkeit. Die Politik muss Gestaltungskraft
beweisen. Verängstigte Politiker, die beobachten, wie die Managerwelt
verrückt spielt, um in letzter Minute Notlösungen als Rettungspakete
zu verkaufen, werden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Jetzt gilt es, sich
neue Kompetenz zu erarbeiten. Angela Merkel muss mehr hinterlassen
als einen guten Eindruck.
Die SPD-Spitze rund um Franz-Walter Steinbrück - die Mischung aus
diplomatischer Noblesse, populärer Sprache und jonglierender
Finanzaufsicht - sieht sich mitgezogen von einer neuen Zeit.
Steinmeier steht auf der Bühne neben Bergleuten und singt das alte
Genossenlied vom Blatt, weil er solcherlei nicht mehr auswendig
gelernt hat. Das ist weniger antiquiert als es erscheint. Um die
Richtung für die Zukunft vorzugeben, ist es gut zu wissen, wo man
herkommt. Aber es wäre ein Irrtum, anzunehmen, man stünde schon
deshalb an der Spitze der neuen Zeit, nur weil einer wie Müntefering
so herzhaft frei das Alte singen kann.
Immerhin hat der neue alte SPD-Vorsitzende gezeigt, dass er nicht
mehr aber auch nicht weniger als der Generalsekretär des
Kanzlerkandidaten sein will. Er schenkte auf dem Parteitag dem
Merkel-Herausforderer seinen Schlussapplaus, er holte sich für ihn
das Denkzettel-Wahlergebnis für die Gemeinschaftsaktion "Beck muss
weg" ab. Und Müntefering, nicht Steinmeier, wird zum richtigen
Zeitpunkt - also sehr viel später - die persönliche Abrechnung mit
der Moderations- statt Richtlinienkanzlerin beginnen. Gegen all das
steht Angela Merkel allein da. Das war ihre Stärke, so lange sich die
Sozis gegenseitig selbst erledigten. Das kann ihre große Schwäche
werden, wenn die Sozialdemokraten es schaffen sollten, im Team zu
arbeiten. Und wenn die neue Führung begreift, dass die Partei nach
dem Schröder-Schreck wieder fest in der linken Mitte stehen will.
Steinmeier hat zumindest das Arbeitsfeld inhaltlich so abgesteckt,
dass es sich wieder lohnen könnte, den sachlichen Streit mit denen zu
suchen, die meinen, Politik käme mit Pragmatismus aus, ohne an
sittliche Zwecke zu denken.
@d.wonka@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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