 Westfälische Rundschau: Kommentar zur Fußball-WM
Geschrieben am 08-06-2006 |
Dortmund (ots) - Von Klaus Schrotthofer
Es gibt Menschen, die haben jetzt schon die Nase voll. Von
WM-Socken, WM-Brötchen und Dortmunder Luft in Dosen (4,95 Euro).
Dabei fängt der Zirkus heute erst an.
Muss man sich deshalb den Spaß vermiesen lassen? Muss man
verreisen, weil man all den Kommerz, die Wichtigtuerei der Promis
oder das anmaßende, gelegentlich skandalöse Gebaren der
Fifa-Scheinheiligen nicht erträgt? Muss man um den Weltfrieden
fürchten, weil allenthalben die Fahnenmasten sprießen? Muss man
nicht. Man kann sich stören an den Begleiterscheinungen eines
milliardenschweren globalen Medien- und Marketing-events. Und man
darf sich zugleich freuen - über ein Sportereignis, das über das
Sportliche hinaus ganze Regionen, ja ein ganzes Land beflügeln kann.
Milliarden Menschen in aller Welt werden für eine kurze Zeit
einen Blick nach Deutschland werfen. Dieser Blick ist naturgemäß
verengt und zuallererst wird das Interesse weder dem
Investitionsstandort D noch dem Tourismusgewerbe gelten. Aber ganz
nebenbei wird man doch ein wenig mehr erfahren über ein Land, das
allen Problemen, allem Gejammer und allen Klischees zum Trotz doch
überraschend fröhlich, überraschend tolerant und einfallsreich ist -
wenn es will.
Hundertausende Besucher werden für kurze Zeit Westfalen und das
Ruhrgebiet erleben. Sie werden zu Gast sein in einer Gegend, deren
Image der Wirklichkeit stark hinterher hinkt. Sie werden merken, dass
hier besondere Menschen leben: Sympathisch, bodenständig,
hilfsbereit, tatkräftig und sportverrückt. Diese Erfahrung wird das
Bild von hier verändern.
Wer durch Dortmund und andere Städte Westfalens geht, wer sieht,
was sich getan hat, wird finden, dass diese WM sich jetzt schon
gelohnt hat. Von heute an folgt die Zugabe: Spannende Spiele,
strahlende Helden, tragische Verlierer, vor allem aber jede Menge
Spaß am Spektakel. Wir müssen niemandem etwas beweisen - selbst Sepp
Blatter nicht. Der Fußball kommt nach Hause ins Revier. Und wir sind
mittendrin. Schön, dass die Welt dabei ist!
Originaltext: Westfälische Rundschau
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