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Heilberufe warnen: Ökonomisierung des Gesundheitswesens nicht übertreiben!

Geschrieben am 01-10-2008

Kiel (ots) - Das Gesundheitswesen ist im Umbruch: Klinikkonzerne
übernehmen Arztpraxen, Drogeriemärkte geben Arzneimittel ab,
Franchiseketten drängen in die zahnärztliche Versorgung - drei
Beispiele, wie Profitunternehmen die Versorgungslandschaft im
Gesundheitswesen verändern wollen. Für die Patienten und die
Heilberufe hat das gravierende Folgen - oft negative.

Auf dem ersten schleswig-holsteinischen Heilberufetag zeigen
Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten und Zahnärzte diese Veränderungen
auf. "Wir müssen darüber diskutieren, wie viel Einfluss wir den
Kapitalgesellschaften im Gesundheitswesen zubilligen", sagte
stellvertretend für alle in der Interessengemeinschaft der Heilberufe
(IdH) vertretenen Organisationen der Präsident der Zahnärztekammer
Hans-Peter Küchenmeister. "Wir wollen, dass Patient und Arzt über
medizinische Dinge entscheiden und nicht der Staat oder der
Aktienkurs", fügt er hinzu.

Was passiert, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird,
verdeutlichen die Heilberufe an einigen Beispielen:

- Kapitalgesellschaften und Klinikkonzerne können medizinische
Versorgungszentren (MVZ) gründen. Die vorgeschriebenen
Praxissitze werden aber zu Preisen gehandelt, die kein junger
Arzt bezahlen kann. Damit besteht die Gefahr, dass nur noch
angestellte Ärzte der Klinik Patienten in die Klinik
überweisen. Als Folge der Konzentration der MVZ an lukrativen
Standorten wird außerdem die Versorgung in der Fläche
ausgedünnt.

- Arzneimittelgroßhändler, die auch gleichzeitig Medikamente
produzieren oder im großen Stil einkaufen, wollen Apotheken in
konzerneigenen Ketten zusammenzuschließen, um damit ihr
Sortiment bevorzugt zu vertreiben. Der Apotheker wird damit zum
abhängigen Verkäufer und kann nicht mehr neutral beraten.

- Zahnarztketten kaufen billigen Zahnersatz in China ein,
Internetportale versteigern Discountzahnersatz und versuchen so
im großen Stil Vorteile zu erzielen.

Die Vorsitzenden und Präsidenten aller Heilberufe-Organisationen
in Schleswig-Holstein warnen vor der sich abzeichnenden Entwicklung,
bei der in erster Linie profitorientierte Konzerne die Versorgung
bestimmen. "Das eigenverantwortliche Handeln von freiberuflichen
Heilberufen wird damit gefährdet - und das kann nicht im Sinne der
Patienten sein", gibt Küchenmeister zu bedenken.

Zugleich stellen die Heilberufe klar, dass sie staatliche
Eingriffe ebenfalls ablehnen. "Die damit gesammelten Erfahrungen etwa
in der Budgetierung haben viele Probleme im Gesundheitswesen erst
geschaffen. Rabattvertragschaos in den Apotheken, Existenznöte der
Krankenhäuser durch gesetzlich verordnete Sanierungsbeiträge oder
Arztpleiten durch überzogene Regressforderungen sind Ergebnisse
verfehlter staatsdirigistischer Eingriffe".

Die Körperschaften der Heilberufe appellieren deshalb an den
Gesetzgeber, weder einen ungeregelten freien Markt, noch ein
staatliches Gesundheitswesen zu schaffen. Die höchste Effizienz und
damit den höchsten Nutzen für die Patienten sehen sie in einer
regionalen Selbstverwaltung und der eigenverantwortlichen Ausübung
der Berufe Arzt, Zahnarzt, Apotheker und Psychotherapeut.

Originaltext: Zahnärztekammer Schleswig-Holstein
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7171
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7171.rss2

Pressekontakt:
Interessengemeinschaft der Heilberufe in Schleswig-Holstein
c/o Zahnärztekammer Schleswig-Holstein
Westring 496, 24106 Kiel
Tel.: 0431/260926-30, Fax 0431/260926-15


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