(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: zu: Neue Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland

Geschrieben am 07-06-2006

Cottbus (ots) - Es ist keine Überraschung: Charlotte Knobloch
wurde gestern einstimmig zur neuen Präsidentin des Zentralrats der
Juden gewählt. Erstmals führt somit eine Frau und wohl letztmals eine
Überlebende der Schoah den Zentralrat. Dieses Amt an der Spitze der
Juden in Deutschland ist schwierig. Nach außen wie nach innen
gleichermaßen. Ihm kommt wesentlich mehr Aufmerksamkeit zu, als es
die eher bescheidene Größe des Verbandes mit gut 100 000 Mitgliedern
eigentlich erwarten ließe. Das Amt ist erheblich mehr als nur ein
repräsentatives. Im Land der Täter kommt dem Zentralrat auch die
Rolle einer moralischen Instanz zu, die alle Vorsitzenden mit
beachtlichem Geschick und Erfolg gemeistert haben.
Mehr als 60 Jahre nach dem Ende der braunen Barbarei und den
Schrecken des Holocaust ist das Verhältnis zwischen Juden und
Nichtjuden immer noch nicht normal. Jeder Kino- oder Theaterbesuch
eines Zentralrats-Präsidenten muss beim Landeskriminalamt angemeldet
werden, damit Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden können. Auch
für die neue 73-jährige Präsidentin des jüdischen Dachverbandes sind
mehrere Leibwächter eine ungeliebte, aber notwendige Maßnahme. Denn
Rechtsradikalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Fanatismus -
ob aus der braunen Ecke, von Islamisten, aus dem Iran oder einfach
von Verrückten - sind virulent. Auch in einer so gefestigten
Demokratie, wie wir sie heute in Deutschland haben.
Im Zentralrat selbst warten große Herausforderungen auf die neue
Präsidentin. Mit Charlotte Knobloch wurde ein weiteres Mal das
deutsche Judentum an die Spitze der 87 jüdischen Gemeinden gestellt.
Dabei sind mehr als 80 Prozent der organisierten Juden in den
vergangenen Jahren aus Osteuropa eingewandert. Das birgt
innerjüdische Konflikte. Gerade die vielen Zugewanderten in der
jüdischen Gemeinschaft definieren sich nicht nur über die Erinnerung
an Verfolgung und Holocaust. Für die Einwanderer ist Deutschland der
hoffnungsvolle Ort eines Neubeginns.
Der Publizist Rafael Seligmann hat die Probleme kürzlich so
formuliert: Unsere russisch sprechenden Brüder und Schwestern
brauchen mehr besondere Betreuung. Es geht dabei um Sprachkurse,
Schulen, Berufsförderung, soziale Hilfestellung, Kindergärten,
Altenheime, aber auch um die Pflege jüdischer Kultur in ihrer ganzen
Vielfalt als Wurzel allen jüdischen Lebens. Dabei sind die Finanzen
vieler Gemeinden reichlich überstrapaziert. Auch wenn ein
Staatsvertrag garantiert, dass eingedenk der besonderen deutschen
Verantwortung jährlich einige Millionen Euro vom Bund zum Zentralrat
fließen. Und es geht um den Erhalt der Einheitsgemeinde. Wer dem
Zentralrat vorsteht, muss die Gemeinden einen. Charlotte Knobloch,
die 21 Jahre die Israelitische Kultusgemeinde München als Motor und
Mittelpunkt führt, redegewandt und durchsetzungsstark, bringt gerade
dafür beste Vorraussetzungen mit.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

16091

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: zu: Der Europaratsbericht zu den CIA-Flügen Cottbus (ots) - Jenseits der auf den Marktplätzen lauthals bekundeten Ablehnung der Politik des amerikanischen Präsidenten Bush gab es ganz offenkundig eine klammheimliche Koalition der Mutwilligen. Das Treiben der CIA, die sich tatsächlich in den vergangenen Jahren zu einer weltweit operierenden Geheimpolizei entwickelt hat, wurde offenbar in weiten Teilen Europas geduldet und in einigen Ländern auch massiv unterstützt. Der jüngste Bericht des Europarates zu den Verschleppungen von Menschen reiht sich ein in eine Kette von Meldungen mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Wahl von Charlotte Knobloch zur Präsidentin des Zentralrats der Juden Leipzig (ots) - Gute Wahl Von Olaf MajerBodyguards als Begleiter, der Erwartungsdruck, ein moralisches Gewissen zu sein, dazu Geldsorgen und Flügelkämpfe im Zentralrat der Juden - es gibt viele Gründe, warum Salomon Korn zum zweiten Mal das schwierigste Ehrenamt Deutschlands ablehnte. Es gibt aber auch gute Gründe, warum es Charlotte Knobloch annahm. Denn in jeder Krise liegt eine Chance. Bei all seinen Verdiensten um die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen hat der Zentralrat doch allzu lang die Basisarbeit in den jüdischen Gemeinden mehr...

  • Rheinische Post: Zentrale Prüfung ist kein Horror Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Peter Silbernagel, der Vorsitzende des Philologenverbandes, ist immer gut für eine deftige Formulierung. Gestern aber ist er mächtig übers Ziel hinausgeschossen, als er dem NRW-Schulministerium "Psychoterror" mit einem "terminlichen Horrorszenario" vorwarf. Gewiss: Auf den ersten Blick wirkt die Häufung von Zentralabitur, Lernstandserhebung und dazu auch noch zentraler Prüfung in den Klassen zehn verwirrend und insbesondere für die Lehrer kaum zumutbar. Doch die Kritiker machen es sich zu einfach. mehr...

  • Rheinische Post: Iran unter Zugzwang Düsseldorf (ots) - Von Helmut Michelis Die Zeit des Säbelrasselns und der Sprachlosigkeit ist vorläufig vorbei: Großzügig ist das Angebot einer ungewohnt geschlossenen Staatengemeinschaft zur Beilegung des Atomstreits mit Teheran so großzügig, dass die neue Chefin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, besorgt an die erfolglose Beschwichtigungspolitik der Westmächte gegenüber Hitler erinnerte. Diese Befürchtung ist überzogen, aber angesichts der unverhohlenen Judenfeindlichkeit der Teheraner Führung um Präsident Achmadinedschad mehr...

  • Rheinische Post: Die Illusions-Truppe Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz Y ist das Erkennungszeichen der Bundeswehr. Man sollte es durch ein I ersetzen. I wie Illusion. Das war schon so im Kalten Krieg. Statt vorgeblicher "Landesverteidigung" sollte die Bundeswehr eine Angriffswelle des Warschauer Paktes so weit dämpfen, dass es der Nato gelänge, sie ungefähr am Rhein zum Stehen zu bringen. Verteidigung? Illusion. Wenn der Verteidigungsminister heute Terroristen mit dem Abschuss entführter Jets droht, so weiß er selbst, dass das Szenario unwahrscheinlich ist. Die Abfangjäger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht