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Westdeutsche Zeitung: Korruptionsbekämpfung ist eine Aufgabe für die Ewigkeit = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 04-09-2008

Düsseldorf (ots) - Drei Halbwahrheiten prägten lange das
Verhältnis der Deutschen zur Korruption. Erstens, dass Filz, Klüngel
und Bestechung zu den naturgegebenen Lastern einer jeden Gesellschaft
gehören. Zweitens, dass sich diese Laster so wenig ausrotten lassen
wie Prostitution. Und drittens, dass wirklich zersetzende Korruption
in den Bananenrepubliken am anderen Ende der Welt stattfindet, nicht
aber hinter dem akkuraten Vorgarten der deutschen
Rechtsstaatlichkeit.
Dabei zeigt schon ein Blick in die Frühgeschichte der Bundesrepublik
eine Korruptions-Maschinerie von ungeheuerlicher Dimension: Weil in
den meisten Gerichten ehemalige Nationalsozialisten das Sagen hatten,
kamen unzählige Täter des Hitler-Regimes in den 50er Jahren
glimpflich davon. Erst ein natürlicher Generationenwechsel in
Gerichten und Staatsanwaltschaften brachte die Wende.
Im Vergleich dazu entfalten sich die Selbstheilungskräfte der
Gesellschaft nach den Korruptionsexzessen der jüngsten Vergangenheit
nahezu explosionsartig. Die großen Schmiergeld-Skandale der
Dax-Konzerne schärften nicht nur die Sensibilität gegenüber den
illustren Facetten der Wirtschaftskriminalität; sie zeitigen nun auch
ihre reinigende Wirkung in den Chefetagen der Unternehmen. Immer mehr
Manager begreifen, dass Moral und Profit keine Gegensätze sind,
erkennen, dass die Risiken der Bestechung inzwischen größer sind als
ihre Nutzen, verstehen, dass Korruption ins Image-Debakel führt.
Doch so sehr rituelle Teufelsaustreibungen mit der
"Compliance"-Formel zur Mode geworden sind - der Zeitgeist befördert
auch Vokabeln, die in andere Richtungen weisen. So gilt "Networking"
für Menschen, die nach Einfluss und Geld streben, längst als
politisch korrekter Karriere-Turbo. Dabei handelt es sich um eine
alte, zuweilen schmuddlige Strategie in neuen, blütenreinen Kleidern;
eine Strategie, die früher "Klüngel" hieß - man kennt sich, man hilft
sich.
Dem Bombast-Begriff Networking muss daher ein gutes, deutsches Wort
zur Seite gestellt werden: Wachsamkeit. Denn die Selbstheilungskraft
unseres Systems wirkt noch immer langsamer als die Hybris Korruption,
die sich immer wieder neu erfindet. Ihre Bekämpfung bleibt eine
Aufgabe für die Ewigkeit.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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