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Westdeutsche Zeitung: Konvent der US-Demokraten = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 28-08-2008

Düsseldorf (ots) - Es sind gewiss nicht die Parteitage, die die
Welt verändern. Aber auch wer den Konvent der US-Demokraten in Denver
eher distanziert verfolgt, kann sich der Faszination amerikanischer
Wahlkämpfe nicht entziehen: eine fünftägige Krönungsmesse,
kalkuliertes Medienspektakel und großartige Inszenierung in einem.
Und mit einem Ergebnis, das durchaus das Etikett "historisch"
verdient: Wer sich noch daran erinnert, dass bis tief in die 60er
Jahre in den Südstaaten die Parkbänke für "Weiße" reserviert und die
Schulen nach Hautfarbe geordnet waren, der kann ermessen, welch
zivilisatorischer Fortschritt die Nominierung des ersten
afroamerikanischen Präsidentschaftskandidaten darstellt.
Und natürlich auch welch Risiko. Die starken Auftritte der Clintons,
Hillarys wie Bills, sollten ja nicht zuletzt die traditionell
Demokraten-nahen, aber eher Obama-skeptischen Massen der weißen
Unter- und Mittelschicht überzeugen, dass der schwarze Senator aus
Illinois auch ihre Sache vertritt. Die Botschaft von "Change", dem
"Wechsel", zog mit Glanz und Emotionalität zwar alle in ihren Bann,
der In-halt aber blieb merkwürdig vage.
Dabei ist die Ausgangslage der Demokraten nach zwei Wahlperioden des
Republikaners Bush denkbar günstig: Weite Teile der Mittelschicht
fürchten um Einkommen und Häuser, die Zahl der US-Bürger mit einer
Krankenversicherung geht weiter zurück, das Land muss täglich mehr
als eine Milliarde Dollar Schulden aufnehmen, um Amerikas Kriege zu
finanzieren, und der internationale Ruf ist stark angeschlagen. Und
dennoch liegen Obama und McCain nach allen Umfragen nahezu gleichauf.
Es sollte im Hauptquartier der Demokraten schon nachdenklich stimmen,
dass McCain, der nicht nur für ein ganz offenes "Weiter so" steht und
dem Volk zudem die Illusion verkauft, als "Weltpolizist" sei er in
der Lage, einen noch größeren Knüppel als Bush zu schwingen, auch
während des Denver-Spektakels kaum an Boden verlor. Obwohl die
Demokraten die Schlagzeilen und TV-Sendungen beherrschten.
Das Rennen ums Weiße Haus ist deshalb weit offener, als es der breite
Raum vermuten lässt, den Obama in den jüngsten Tagen einnahm.
Vielleicht ist es - der 4. November wird es zeigen - doch noch zu
früh für den ersten schwarzen US-Präsidenten.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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