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Rheinische Post: Olympia - auch für Romantiker

Geschrieben am 08-08-2008

Düsseldorf (ots) - Von Robert Peters

Natürlich wird jetzt wieder der Olympische Geist beschworen.
Zunächst von denen, die ihn als Instrument der Macht einsetzen. So
wird das totalitäre Regime in Peking sportliche Hochmoral als
Begründung dafür herbeizitieren, politische Proteste noch
hartnäckiger zu unterdrücken. Es wird als großes Sportfest verkaufen,
was als Demonstration des Aufstiegs zur (wirtschaftlichen) Großmacht
gedacht ist. Und es weiß die dankbaren Sponsoren des Internationalen
Olympischen Komitees im Rücken, die sich über den riesigen neuen
Markt freuen, den ihnen der Geschäftspartner da erschließt. In der
Anerkennung von Chinas Ambitionen und Möglichkeiten liegt der Grund
für die Vergabe der Spiele.
Olympia der Neuzeit war immer eine (wirtschafts-)politische
Veranstaltung. Vor allem 1936, als Nazi-Deutschland sich ähnlich
inszenieren durfte wie China jetzt. Selbstverständlich auch in den
unseligen Jahren, als West- und Ostblock sich im Kalten Krieg 1980
und 1984 gegenseitig boykottierten. Aber auch 1996, als Coca-Cola die
Spiele zum 100. Geburtstag der Bewegung nach Atlanta einkaufte, und
2004, als sich der griechische Staat für das Renommier-Projekt in
finanzielle Schieflage brachte.
Eine derart tiefe Verbeugung vor einer Diktatur mit einem Anlauf von
sieben Jahren hat es allerdings noch nicht gegeben. In dieser langen
Zeit hat das IOC den Versprechen der Chinesen öffentlich geglaubt,
dass die Spiele zur Öffnung der Gesellschaft, zu Ansätzen von freier
Presse, zur Freiheit von Zensur, zur Verbesserung der allgemeinen
Lebensbedingungen, zu größeren Anstrengungen im Umweltschutz führen
würden. Wider besseres Wissen. Dass Olympia China nicht nachhaltig
verändern würde, musste jedem klar sein, denn nur Druck hält das Land
zusammen. Spätestens die heftigen Zensur-Anstrengungen in jüngster
Zeit haben das der Welt bewiesen. Das IOC murmelte dazu nur
Peinlichkeiten, weil es sich ertappt fühlen musste.
Und trotzdem: Die Olympischen Spiele in Peking sind auch eine Chance
für olympische Romantiker. Denn die Begeisterung für das größte
Sportereignis auf dem Globus lebt unter den Fans, die sich den Schuss
Naivität gönnen, wegen der Athleten, wegen der Stimmung, wegen
sportlicher Wettkämpfe in die Stadien zu kommen. Die ein
Begegnungsfest feiern wollen oder am Fernseher mitfiebern.
Die Begeisterung lebt auch unter den Sportlern, die, so viel Hoffnung
darf sein, nicht alle bis an den Kragen voller Dopingmittel sind. Sie
erleben einen Höhepunkt ihrer Karriere, auf den sie sich vier Jahre
vorbereitet haben. Sie genießen das Treffen mit Kollegen in einem
Dorf, das im besten Fall Nationalgrenzen aufhebt. Darüber freuen sich
sogar Millionäre der professionellen Leibesübung wie der
Basketball-Star Dirk Nowitzki wie kleine Kinder. Und da lebt dann
doch der Olympische Geist. Ohne Inszenierung durch das IOC.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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