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Report München: Deutsches Leitungswasser mit Uran belastet

Geschrieben am 04-08-2008

München (ots) - Leitungswasser ist manchen Regionen Deutschlands
teils deutlich stärker mit dem giftigen Schwermetall Uran belastet
als bisher bekannt. Dem ARD-Politmagazin "Report München" liegt
exklusiv eine Erhebung der Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch
vor, in der 8.000 amtliche Einzeldaten aus den Bundesländern
gesammelt wurden: Demzufolge liegen 150 von den Behörden gemeldete
Trinkwassermesswerte über dem Richtwert des Umweltbundesamtes von 10
Mikrogramm Uran pro Liter Trinkwasser. In manchen Gemeinden wird
sogar der Maßnahme(höchst)wert von 20 Mikrogramm pro Liter
überschritten. Rund 800 Messwerte liegen der Erhebung zufolge über 2
Mikrogramm Uran pro Liter; dies ist bei Mineralwasser im Handel der
gesetzliche Grenzwert für Säuglinge: Nur wenn die Wasser den
Grenzwert von 2 Mikrogramm nicht überschreiten, dürfen sie mit der
Aussage "für Säuglingsnahrung geeignet" deklariert werden.

"Schon sehr geringe Konzentrationen an Uran haben eine schädigende
Wirkung auf lebenswichtige Vorgänge in der Niere", so der Toxikologe
Hermann Kruse von der Universität Kiel. Die gesundheitliche Gefahr
von Uran im Trinkwasser liegt dabei nicht in seiner
vernachlässigbaren Radioaktivität, so der Toxikologe, sondern vor
allem in der chemisch-toxischen Wirkung bei anhaltender Einnahme.

Auf dieser Datenbasis hat Report München nachgehakt. Demnach gehen
die betroffenen Kommunen höchst unterschiedlich mit der
Uran-Belastung um. Die Ostsee-Gemeinde Palmzin der Kommune Semlow in
Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise hat erst durch die Nachfrage
von Report von der hohen Uran-Belastung mit sehr hohen Werten von
mehr als 23 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser erfahren. Das zuständige
Gesundheitsamt war zwar schon seit 2006 über die besorgniserregende
Messung informiert, hatte aber seither nicht entsprechend reagiert,
d.h. "dem Vorgang nicht die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt.
Dieses wurde inzwischen ausgewertet und wird so in dieser Form nicht
wieder vorkommen", so der zuständige Landrat.

Andere Gemeinden versuchen durch Vermischung von Wasser aus
belasteten und unbelasteten Quellen oder Schließung einzelner Brunnen
den Uran-Gehalt im Trinkwasser abzusenken. In Gemeinden, in denen
nach dieser Maßnahme der Richtwert von 10 Mikrogramm pro Liter immer
noch überschritten wird, könnten Uran-Filter-Anlagen eingebaut
werden. Doch solange der bisherige Richtwert von 10 Mikrogramm noch
immer nicht zum gesetzlich verbindlichen Grenzwert erhoben ist,
warten betroffene Gemeinden den Report-Recherchen zufolge nicht
selten ab, weil sie etwa die Kosten einer Filteranlage scheuen.
Ohne gesetzlichen Zwang sind die betroffenen Verbraucher auf den
guten Willen der örtlichen Rathäuser und Wasserversorger angewiesen,
damit entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. "Es wird empfohlen
dies zu tun, verlangen kann man es formal noch nicht, weil es noch
keinen Grenzwert in der Trinkwasserverordnung gibt", so Prof.
Herrmann Dieter vom Umweltbundesamt gegenüber Report München. "Das
bedeutet aber nicht, dass der Wert von zehn überschritten werden
darf, denn §6, Abs. 1 der Trinkwasserverordnung sagt ganz klar, dass
Trinkwasser keinerlei Anlass zu gesundheitlicher Besorgnis bieten
darf."

Erste Gemeinden wie zum Beispiel Hirscheid bei Bamberg in Bayern
haben bereits Filter eingebaut und so die Kontamination mit Uran auf
nahezu Null gesenkt. Prof. Dieter: "Das ist auch machbar, weil die
Aufbereitungsverfahren existieren. Man kann sie einbauen, sie kosten
nicht die Welt."

Selten wissen Verbraucher um die bedenkliche Uranbelastung in
kontaminierten Gemeinden, weil den Report-Recherchen zufolge auch die
Informationspolitik der Rathäuser und Wasserversorger höchst
unterschiedlich ist. Verbraucherschützer Thilo Bode sieht darin eine
Verletzung der gesetzlichen Vorsorgepflicht des Staates: "Es ist
absolut wichtig und notwendig, dass die Behörden von sich aus die
Bürger informieren und zwar verständlich und deutlich, zum Beispiel
auf der Wasserrechnung und nicht in irgendeinem Amtsblatt, das
niemand liest."

Uran ist ein giftiges Schwermetall, das abhängig von der
regionalen Bodenbeschaffenheit vor allem naturgegeben (geogen) im
Trinkwasser vorkommt. Daneben kann Uran laut Bundesamt für
Risikobewertung auch über mineralischen Phosphatdünger in die Umwelt
gelangen.

! frei verwendbar mit Quellenangabe "report München"!

Einen ausführlichen Bericht zur Uran-Belastung aus betroffenen
deutschen Regionen sendet Das ARD-Politmagazin report MÜNCHEN heute
abend, Montag, 4. August 2008, um 21.45 Uhr im Ersten.

Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7560
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7560.rss2

Pressekontakt:
Redaktion Report, Markus Rosch, Telefon: 089/ 3806 5587
0179 69 62 275, Email: markus.rosch@brnet.de


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