(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Die Schaeffler-Methode, Kommentar von Sabine Wadewitz zur Übernahmeattacke des Familienunternehmens Schaeffler gegen Continental

Geschrieben am 15-07-2008

Frankfurt (ots) - Bei Anruf Übernahme! Die schon bei der
feindlichen Attacke auf FAG Kugelfischer im Herbst 2001 erfolgreich
eingesetzte Überraschungstaktik macht sich das fränkische
Familienunternehmen Schaeffler auch beim Angriff auf Continental
zunutze. Wirksam können solche Überrumpelungsversuche allerdings nur
mit den nötigen Drohgebärden, sprich Waffen, sein. Den stärksten
Druck vermag der Angreifer auszuüben, wenn er die
Hauptversammlungsmehrheit schon in der Tasche hat, sich also im
Verborgenen entsprechende Stimmrechte gesichert hat. Die über 30% des
Aktienkapitals, auf die sich Schaeffler den Zugriff verschaffte, sind
ein wirksamer Türöffner.

Der Fall demonstriert, dass es trotz der rechtlichen
Verschärfungen zum Acting in Concert, zu Meldeschwellen und
Stimmrechtszurechnungen nach wie vor möglich ist, sich unbemerkt an
ein Objekt der Begierde heranzupirschen. Für Berater eine immer
kreativere, doch lösbare Aufgabe. Zwar sind die Meldeschwellen für
Stimmrechte aus Aktien mit 3% bzw. aus Finanzinstrumenten mit 5% sehr
niedrig angesetzt. Doch die im Gesetz festgelegte Definition des
Finanzinstruments kann in der Praxis umschifft werden. Hier sind
verschiedene Varianten bekannt: Optionen, die an Bedingungen geknüpft
sind, Derivate, die in den einschlägigen Kreisen unter "cash-settled
equity total return swaps" kursieren, sowie auf mehrere Banken
verteilte Wertpapierleihen von jeweils 2,99% des Kapitals bieten den
notwendigen Spielraum für ein Anschleichen.

Schaeffler könnte es allerdings zum Verhängnis werden, dem
Continental-Vorstand vor Abgabe des Angebots offiziell bekundet zu
haben, man könne jederzeit so viele Aktien von den Banken bekommen,
dass 36% des Kapitals zusammenkommen. Hier ist die BaFin am Zug.
Würde sie eine Untersagungsverfügung aussprechen, blieben die
beteiligten Banken erst einmal auf den Papieren sitzen - was bei
steigenden Kursen allerdings auch kein großes Problem wäre.

Ironie der Geschichte ist, dass dieser Fall kurz vor Inkrafttreten
des Risikobegrenzungsgesetzes auftaucht. Diese Reform zielt darauf,
das unerwünschte Anschleichen von Finanzinvestoren weiter
einzudämmen, indem Meldepflichten und Rechtsfolgen nochmals
verschärft werden. Die Schaeffler-Methode dürfte damit etwas
schwieriger, aber nicht unmöglich werden.

(Börsen-Zeitung, 16.7.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

148327

weitere Artikel:
  • WAZ: Grundgesetz ändern für Hartz IV? - Aus dem Tollhaus. Kommentar von Stefan Schulte Essen (ots) - Eine Verwaltung, in der keiner das Sagen hat - derlei Anarchie hätte man in einer Kafka-Replik vermuten können, aber nicht in echten deutschen Amtsstuben. Die Jobcenter sind ein mahnendes Beispiel dafür, wozu Kompromisse übernächtigter Politiker führen. Arbeitslose wie Vermittler haben darunter lange genug gelitten. Dass nun Bund und Länder die Jobcenter zu einer so kostbaren Erfindung erheben, dass sie verfassungsrechtlich geschützt werden muss, ist ein seltenes Stück aus dem Tollhaus. Bisher bestand in der Bundesrepublik mehr...

  • WAZ: Dem Euro sei Dank. Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Gerade vier Wochen ist es her, da gedachten die Deutschen der Währungsreform, der Geburtsstunde der D-Mark und des Beginns des Wirtschaftswunders. Und im Gedenken schwang nicht wenig Trauer mit. Gestern war der Euro zeitweise mehr als 1,60 Dollar wert, und das ist einmal mehr ein Grund, auf die wegweisende, vermutlich epochale Entscheidung zur Einführung der gemeinsamen europäischen Währung zu schauen. Ohne Euro hätte die D-Mark gegenüber Lira, Franc und anderen Währungen wichtiger Exportländer enorm an Wert gewonnen. Längst mehr...

  • Rheinische Post: Angst an der Börse Düsseldorf (ots) - von Georg Winters Wäre die Börse ein Ort, an dem sich alle Spieler rational verhalten, könnte man die Kursentwicklung voraussehen. Aber das ist Wunschdenken. Der Aktienmarkt wird auch von Angst regiert, und Investoren, die nicht die letzten Ratten auf dem sinkenden Schiff sein wollen, verkaufen stets nach dem Motto: Rette sich, wer kann. Das ist die bittere und wenig neue Erkenntnis von gestern. Ob deutsche Banken und Versicherer noch einmal durch die internationale Finanzkrise direkt in Mitleidenschaft gezogen werden, mehr...

  • Platts Survey: OPEC Crude Output Rises to 32.47 Million Barrels Per Day in June, Up 230,000 b/d from May London (ots/PRNewswire) - The 13 members of the Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) pumped an average 32.47 million barrels per day (b/d) of crude oil in June, an increase of 230,000 b/d from the May level of 32.24 million b/d, according to the latest Platts survey of OPEC and oil industry officials. Higher volumes from Saudi Arabia accounted for almost all of the increase. Excluding Iraq, the 12 members bound by OPEC output agreements pumped an average 29.98 million b/d in June, up from 29.75 million b/d in May, and mehr...

  • Rheinische Post: Deutsche Opel-Tochter wird von neuem GM-Sparplan verschont Düsseldorf (ots) - Die deutschen Opel-Standorte sind nach Einschätzung der Arbeitnehmerseite im Opel-Aufsichtsrat nicht von dem neuen Sparplan der Konzernmutter General Motors betroffen. Das berichtet die "Rheinische Post " unter Berufung auf Rainer Einenkel, Chef des Betriebsrates der Bochumer Opel-Werke (Mittwochausgabe). Der größte US-Autobauer hatte am Dienstag angekündigt, sich mit weiteren Stellenstreichungen und erheblichen Kürzungen bei der Produktion aus der Krise arbeiten zu wollen. Die Lohnkosten sollen weltweit um 20 Prozent mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht