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Westdeutsche Zeitung: Rüttgers will so sein wie der ehemalige SPD-Landesvater - Das riskante Spiel mit dem Rau-Erbe = Von Frank Uferkamp

Geschrieben am 11-07-2008

Düsseldorf (ots) - Jürgen Rüttgers ist ein schlauer und gewiefter
Politiker. Mit dem in den Jahrzehnten unter seinem Meister Helmut
Kohl geschärften Instinkt hat er schon vor Jahren erkannt, dass es
für ihn einen ganz einfachen Weg zum Machterhalt gibt - er muss
einfach in den Spuren von Johannes Rau vorangehen. Der ist auch noch
nach seinem Tod für viele Wähler Mister NRW, der Landesvater
schlechthin. "Wir in NRW" - dieser Wahlkampfslogan bescherte Rau und
seiner Partei traumhafte Ergebnisse. Erfunden hat ihn dereinst der
junge Bodo Hombach. Dieser SPD-Mann zählt nun zum Beraterkreis des
CDU-Politiker Rüttgers und kümmert sich mit ihm um das Erbe von Rau.

Das alles konnte nur passieren, weil die nordrhein-westfälische
SPD ein gebrochenes Verhältnis zu ihrem ehemaligen
Ministerpräsidenten und Landesparteichef hat. Die Umstände seiner
Ablösung, oder besser die letzten Jahre seiner Amtszeit in Düsseldorf
sind dafür die Ursache. Sein Nachfolger Wolfgang Clement und diverse
Büchsenspanner im Umfeld ("Der Kerl muss weg") konnten den "Alten"
damals nicht schnell genug loswerden. Clements erste Amtshandlung
bestand in dem Auszug aus der alten Staatskanzlei, er sprach von
Mehltau, der das Land lähme. Auch sein Nachfolger Peer Steinbrück
traf sich lieber von Hanseat zu Hanseat mit Helmut Schmidt statt mit
dem großen Mann aus Wuppertal. Nun ist mit Hannelore Kraft eine Frau
SPD-Hoffnungsträgerin, die Rau nie persönlich kennengelernt hat. Und
irgendwo auf diesem verschlungenen Weg in die Opposition ist das
Bewusstsein für das Erbe und die Wirkungsmächtigkeit von Rau verloren
gegangen.

Rüttgers hat nun als Ministerpräsident die Legitimation,
Gedenktage zu organisieren und Denkmäler zu enthüllen. Dazu nutzt er
die großen Ressourcen der Landesregierung und kann auf die Hilfe
verprellter SPD-Größen setzen. Doch das Spiel ist nicht ohne Risiko.
In der CDU verstehen viele die plötzliche Ehrerbietung vor dem Mann
nicht, den auch Rüttgers einst in der Flugaffäre hart attackierte.
Und vor allem: Rau war Menschenfischer, Rüttgers ist das nicht. Die
Leute lieben das Original, beim Plagiat sind sie oft skeptisch. Aus
seiner Verehrung für Rau sollte Rüttgers kein Programm machen - aus
eigenem Interesse.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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