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Deutsche Bahn AG zensiert Aussage der Deutschen Umwelthilfe in DB-Klimaschutzbroschüre

Geschrieben am 10-07-2008

Berlin (ots) -

- Querverweis: Ein Dokument liegt in der digitalen
Pressemappe zum Download vor und ist unter
http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -

Statement von DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch für den heute
veröffentlichten Klimaschutzbericht der Deutschen Bahn AG passt dem
Schienenmonopolisten nicht - Umweltpolitischer Kritiker des
privatisierten Staatskonzerns wurde massiv unter Druck gesetzt, die
Bahn nicht wegen des zu geringen Engagements in der Fläche zu
kritisieren - Resch forderte die Bahn in dem gestrichenen Beitrag
auf, die Bahn möge verstärkt "in regionale Verbindungen" investieren,
um Menschen überall im Land ein mobiles Leben mit weniger Autos zu
ermöglichen und außerdem seine Busflotte mit Dieselrußpartikelfiltern
nachzurüsten - Deutsche Bahn AG will während der aktuellen
Verhandlungen über Infrastrukturmittel des Bundes offensichtlich
jegliche Kritik an falscher Schwerpunktsetzung der DB verhindern.

Berlin, 10. Juli 2008: Die Deutsche Bahn AG hat unmittelbar vor
Drucklegung ihres Klimaschutzberichtes ein bereits abgenommenes und
im Layout gesetztes Statement der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH)
aus der Publikation entfernt. Dieser Entscheidung vorausgegangen war
die ultimative Forderung, DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch als
Autor des Statements solle darauf verzichten, die Deutsche Bahn zu
mehr Investitionen in den Regionalverkehr aufzufordern.

"Die Hilflosigkeit des Bahnvorstandes im Umgang selbst mit dezent
vorgetragener Kritik zeigt, dass die DB AG noch nicht reif für den
Börsengang ist. Die Deutsche Bahn kann offensichtlich immer noch
nicht mit Kritik umgehen und greift zum Mittel der Zensur, wenn es
ihr nicht gelingt, durch massiven Druck Gefälligkeitsaussagen
durchzusetzen," bilanziert Jürgen Resch das Verhalten des
Bahnmonopolisten. "Spätestens wenn die Finanzanalysten der
europäischen und amerikanischen Pensionsfonds die DB AG bewerten,
wird ihr diese Art des Stakeholder Dialogs auf die Füße fallen."

Vor rund einem halben Jahr hatte die Deutsche Bahn AG um ein
Statement von DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch zum
Klimaschutzprogramm 2020 der Bahn gebeten, das die Bahn werbewirksam
in ihrem Klimaschutzbericht verwenden wollte. Neben anderen bekannten
Persönlichkeiten aus dem Klima- und Umweltschutz, sollte Reschs
Beitrag die Klimaschutzbemühungen der Bahn bewerten und einordnen. In
dem Beitrag für die umweltpolitische Selbstdarstellung der Bahn hatte
Resch das Klimaschutzengagement insgesamt positiv gewürdigt,
gleichzeitig aber zwei akute Problembereiche angesprochen.

Wörtlich lautet das zensierte DUH-Testimonial: "Das
Klimaschutzprogramm 2020 zeigt, dass die Deutsche Bahn AG ihre
Verantwortung als Unternehmen für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe
des Klimaschutzes erkannt hat. Unerlässlich ist daher, dass die Bahn
mehr noch als bisher in die regionalen Verbindungen investiert und
Menschen überall im Land ein mobiles Leben mit weniger Autos
ermöglicht. Wir müssen lernen, Mobilität als ein System zu begreifen
und die Bahn hat dank des weiten Schienennetzes die einzigartige
Gelegenheit, dieses System flächendeckend zu schaffen. Und selbst
dort, wo keine Schienen mehr hinführen, können Busse für
umweltfreundliche Mobilität sorgen. Im Übrigen muss die Bahn als
Betreiberin der größten Busflotte im Land schleunigst
Rußpartikelfilter in diese Fahrzeuge einbauen. Das vermindert nicht
nur die Luftbelastung, sondern verbessert auch ihre Klimabilanz."

Der zweite Satz passte der Bahn nicht ins Konzept. Sie forderte
von der DUH, ausgerechnet die "Deutsche Bahn" hier als Adressaten der
Forderung herauszunehmen und somit nur mehr allgemein mehr regionale
Investitionen zu fordern. Dies war für die DUH nicht akzeptabel, da
sie sehr wohl der Ansicht ist, dass die DB AG derzeit in der Fläche
z. B. dringend notwendige Instandhaltungsinvestitionen unterlässt
oder verschiebt. Resch bot als "Kompromiss" an, statt "regionale
Verbindungen" die Formulierung "regionale Infrastruktur" zu
gebrauchen. Dies jedoch wollte die Bahn erst recht nicht, "das ist ja
noch schlimmer", war die spontane Reaktion.

"Es ist bedauerlich, dass die Bahn mit ihrem Verhalten deutlich
werden lässt, wen sie für die aktuellen Probleme im Regionalverkehr
für verantwortlich hält, nämlich den Staat. Von der eigenen
Verantwortung für den vielerorts desolaten Zustand von Bahnhöfen,
Haltestellen und Schieneninfrastruktur will sie ablenken. Das
Verhalten zeigt ganz klar: Wir haben mit unserer Kritik ins Schwarze
getroffen", sagte Resch.

Seit der Bahn-Privatisierung 1994 konzentriert sich die DB AG
zunehmend auf die profitablen Hauptverbindungen und zieht sich
systematisch aus der Fläche zurück, mit der Folge, dass Bahnfahrer
vergrätzt und Strecken durch Schäden und Langsamfahrstellen
unattraktiv werden. Diese seit Mitte der 1990iger Jahre verfolgte
Taktik wurde bereits vom Bundesrechnungshof gerügt und mehrfach vom
zuständigen Parlamentsausschuss kritisiert. Im vergangenen Jahr hat
die Bahn die Gewinnmaximierung durch Kosteneinsparungen in einer
Studie untersucht, die laut Manager Magazin (vom 26.10.2007) die
Investmentbank Morgan Stanley durchgeführt hat. Die Banker haben
darin die Einsparungen der Bahn nach von ihr kalkulierten
Stilllegungen von Tausenden Streckenkilometern berechnet. Ziel der
Bahn-Analyse und der Szenarien war es, die sogenannten
"Eigenmittelabflüsse" -also das zu investierende Kapital - zu
begrenzen. Die Studie kommt denn auch zu dem Schluss, dass Gleise und
Bahnhöfe nur noch auf "ausreichendem" Niveau gehalten werden sollten.

Anlage: Faksimile des zensierten Statements von Jürgen Resch für
den am 11.7.2008 veröffentlichten Klimaschutzbericht der Deutschen
Bahn AG

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V., (DUH),
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030/2400867-10, mobil
0171/3649170, Email: resch@duh.de

Ulrike Fokken , Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030-24 00 867-22, mobil 0151
- 55 01 70 09, fokken@duh.de


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