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Roland Berger Studie zum Gesundheitsmarkt: 93 Prozent der Bürger wünschen individuelle Leistungen

Geschrieben am 09-07-2008

München (ots) -

- Kunden wollen Differenzierung: 93 Prozent (von 1000
Versicherten) würden vom Standardangebot abweichen und
Tarife mit zusätzlichen oder eingeschränkten Leistungen
wählen
- 83 Prozent wünschen eine stärkere Förderung von Prävention
- Mehrheit will individuelle Mitbestimmung bei der
Gesundheitsversorgung, Steuerung wird am ehesten bei
Arzneimitteln akzeptiert
- Gesundheitswesen wandelt sich zu einem Markt durch zunehmende
Transparenz, Mündigkeit der Bürger und unternehmerisches
Handeln der Leistungsanbieter
- Privat finanzierter Zweiter Gesundheitsmarkt
wächst weiter, 2008 bereits auf geschätzte 64 Milliarden Euro
- Der Zweite Gesundheitsmarkt enthält einen hohen Anteil an
Präventionsleistungen und trägt dadurch zur finanziellen
Entlastung des Gesundheitssystems bei

Die Deutschen wollen ein anderes Gesundheitssystem. 93 Prozent
wünschen sich individuelle Leistungen und sind auch bereit, dafür zu
zahlen. Krankenversicherungen, Ärzte und Krankenhäuser erweitern ihre
Angebote, etwa durch Zusatzleistungen für Selbstzahler oder
Präventionsmaßnahmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Roland
Berger Strategy Consultants zu Strategien der Anbieter im deutschen
Gesundheitssystem und deren Akzeptanz in der Bevölkerung. Befragt
wurden 1.000 Erwachsene. Das Ergebnis: Die Bürger haben den
Rollenwechsel von Leistungsempfängern hin zu aktiv handelnden Kunden
angenommen.

"Die Bürger möchten ein anderes Gesundheitsangebot", sagt Joachim
Kartte, leitender Partner für den Bereich Pharma & Healthcare bei
Roland Berger Strategy Consultants. "Die Menschen sind auf die neue
Welt im Gesundheitswesen schon vorbereitet." Die überwiegende
Mehrheit der Befragten ist auch bereit, für individuellere Leistungen
tiefer in die Tasche zu greifen.

Wahlfreiheit statt Standardversorgung

Die meisten Krankenversicherten möchten selbst entscheiden, welche
Leistungen sie in Anspruch nehmen. "93 Prozent würden vom
Standardangebot der Krankenkassen abweichen und sich für einen
anderen Tarif entscheiden - wenn sie könnten", so Kartte. Denkbar
sind hier mehrstufige Modelle von einer Grundversorgung für geringere
Beiträge bis hin zu einer Premium-Versorgung mit individuell zu
buchenden, entsprechend teureren Zusatzleistungen. Umgekehrt würden
viele auf für sie überflüssige Leistungen verzichten, würde so der
Beitrag sinken. Die Versicherten sind jedenfalls bereit, für bessere
Leistungen mehr zu bezahlen.

Neuartige Dienstleistungen

Viele können sich auch ganz neue Dienstleistungen wie etwa einen
lebenslangen Gesundheitsbegleiter vorstellen. Die Mehrheit wäre auch
bereit, die eigene Wohnung zum Gesundheitsstandort ausrüsten zu
lassen. Dann könnten medizinische Daten wie Blutdruck oder Gewicht
bequem zu Hause gemessen und an eine Kontrollstation übermittelt
werden, ohne den Arzt zu besuchen. Dennoch: "Wichtigster
Ansprechpartner bleibt der Hausarzt. Er besitzt einen
Vertrauensvorsprung, der weit über die medizinische Betreuung
hinausgeht", sagt Karsten Neumann, Co-Autor der Studie und Principal
im Kompetenzzentrum Pharma & Healthcare bei Roland Berger Strategy
Consultants. Viele können sich auch vorstellen, Sportprogramme oder
Ernährungsberatung in ihrer Arztpraxis wahrzunehmen. Kaum einer würde
auf die freie Arztwahl verzichten. Bei Arzneimitteln nähmen dagegen
60 Prozent eine Beschränkung auf Vertragspartner der Krankenkassen
hin, wenn dadurch die Beiträge sänken.

Wunsch nach mehr Prävention und Beratung

Die meisten Versicherten wünschen sich eine stärkere Förderung der
Prävention. 83 Prozent meinen, der Gesetzgeber sollte finanzielle
Anreize schaffen, um die Gesamtkosten des Gesundheitssystems zu
senken. 81 Prozent würden Präventionspakete in Arztpraxen wahrnehmen.
61 Prozent würden die Koppelung von Krankenkassenbeiträgen an gesunde
Lebensweise befürworten. 60 Prozent wären bereit,
Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheits-Checks aus der eigenen Tasche
zu bezahlen. Von ihrer Krankenkasse wünschen sich die meisten, dass
sie künftig nicht nur die medizinische Versorgung bezahlt, sondern
die Versicherten auch in Gesundheitsfragen berät und geeignete
Behandlungsmöglichkeiten findet.

Neue Geschäftsmodelle und Rollen für die Akteure des
Gesundheitsmarktes

"Innovative Krankenkassen, Ärzte, Krankenhäuser oder
Industrieunternehmen verlassen ihre angestammten Rollen und prägen
den Gesundheitsmarkt mit unternehmerischem Denken ", sagt Kartte.
"Auch der klassische Kernbereich verwandelt sich durch zunehmende
Transparenz, Mündigkeit der Kunden und Unternehmertum der Anbieter in
einen Markt." Krankenhäuser, Krankenkassen und Unternehmen erweitern
ihre Angebote und sind inzwischen mit vielfältigen Leistungen im
Zweiten Gesundheitsmarkt aktiv. So bieten schon heute 65 Prozent der
größten Krankenhäuser Zusatzangebote für Selbstzahler an.
Reiseveranstalter lassen sich Gesundheitsreisen von Krankenkassen
bezuschussen. Diese Bereiche werden in Zukunft noch stärker
zusammenwachsen. Statt nur Gesetze zu befolgen, gehen Unternehmer
aktiv neue Märkte an. Immer mehr gesetzliche Krankenversicherer
erweitern ihre Geschäftsfelder in Richtung der Privaten, indem sie
ambulante und stationäre Privattarife anbieten. Andere sind über
Vermittlungsplattformen und Club-Angebote in den Zweiten
Gesundheitsmarkt eingestiegen oder wandeln sich immer stärker zu
Dienstleistern, etwa indem sie Art und Umfang der Versorgung steuern.
Dagegen wollen Leistungserbringer künftig mehr versicherungsähnliche
Leistungen anbieten. Pharma- und Medizintechnikunternehmen werden
sich von Produktlieferanten zu Dienstleistern weiterentwickeln und
ihren Vertrieb auf neue Zielgruppen ausrichten. Zwischen ambulantem
und stationärem Sektor wird sich ein harter Konkurrenzkampf
entwickeln. Das Thema Gesundheit wird für immer neue Branchen der
Privatwirtschaft relevant. Im integrierten Gesundheitsmarkt kann
jeder Akteur auf jedem Feld tätig werden. Gefragt sind daher immer
neue Produktideen.

Wachstum und Kosten

Die Entwicklung im Gesundheitswesen ist von einem doppelten
Wachstum geprägt. Positiv zu werten ist das Wachstum im privat
finanzierten Zweiten Gesundheitsmarkt. Dieser umfasst im Jahr 2008
bereits schätzungsweise 64 Milliarden Euro. Das Aufkommen neuer
Teilmärkte wie etwa für Gesundheitshandys oder gesunde Kosmetik wird
neues Marktwachstum schaffen. Die Ausgaben am Gesundheitsmarkt
insgesamt stiegen in den letzten Jahren um jeweils 4 Prozent. Die
zusätzlichen Ausgaben weisen ein deutlich höheres Wachstum auf. So
wuchs der Markt für Bio-Lebensmittel um 13,4 Prozent, der für Fitness
und Wellness um 5,8 Prozent jährlich. Aber auch der solidarisch
finanzierte Gesundheitsmarkt legt kontinuierlich zu. Dieses Wachstum
im Kernbereich des Gesundheitswesens ist jedoch problematisch. Seit
den 1970er Jahren wachsen die Ausgaben trotz Gesundheitsreformen
überproportional zur volkswirtschaftlichen Entwicklung. Insbesondere
durch die demografische Entwicklung und den medizinisch-technischen
Fortschritt wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. Die Menschen
werden älter, und immer weniger Junge müssen die Gesunderhaltung
aller finanzieren. Die meisten Experten gehen davon aus, dass sich
der allgemeine Beitragssatz zur Krankenversicherung bis zum Jahr 2050
auf 25 bis 30 Prozent erhöhen würde - dem ist durch weitere
Effizienzsteigerung, aber vor allem durch Förderung der Prävention zu
begegnen. Der Selbstzahlermarkt ist wesentlich durch
Präventionsleistungen geprägt und trägt so heute schon zur
Finanzierung des Gesundheitssystems bei.

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist die
weltweit führende Strategieberatung europäischen Ursprungs. Mit 35
Büros in 24 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt
aktiv. Rund 2.000 Mitarbeiter haben 2007 einen Honorarumsatz von mehr
als 600 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine
unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 160
Partnern.

Sie können die Studie bestellen unter:
www.rolandberger.com/pressreleases

Falls Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte an:

Originaltext: Roland Berger Strategy Consultants
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32053
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32053.rss2

Pressekontakt:
Sebastian Deck
Roland Berger Strategy Consultants
Tel.: +49 (0) 89/9230-8190
Fax: +49 (0) 89/9230-8599
E-Mail: press@de.rolandberger.com


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