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IEA: Versorgungssicherheit muss wieder auf die Tagesordnung

Geschrieben am 03-06-2008

Essen (ots) - Die Sicherheit der Energie- und Rohstoffversorgung
wird in letzter Zeit insbesondere von der Internationalen
Energie-Agentur (IEA) stark thematisiert. Nach Einschätzung der IEA
"schrillen die Sirenen". Medien informieren in großer Regelmäßigkeit
über den weltweiten Verteilungskampf um knapper werdende Ressourcen:
Energieträger, Industrierohstoffe und inzwischen auch Nahrungsmittel.
Die Preise sind in den letzten Monaten teilweise regelrecht
explodiert. Grund dafür ist vor allem, dass das am Weltmarkt
verfügbare Angebot mit der rasant wachsenden Nachfrage insbesondere
der bevölkerungsreichen und wachstumshungrigen Schwellenländer nicht
mithalten kann. Im Energiebereich stehen darum vor allem hinter der
Sicherheit der Öl- und Gasversorgung auf Sicht große Fragezeichen.
Nur bei der Kohle besteht hierzulande noch ein hohes Maß an
Versorgungssicherheit.

Zu den aktuellen Entwicklungen haben eine Reihe von Faktoren
beigetragen, von politischen Unsicherheiten bis hin zur Spekulation.
Aber die nachhaltigste Auswirkung gab es durch die außergewöhnliche
Nachfragedynamik der globalen Wachstumsregionen sowie
Investitionsdefizite auf der Angebotsseite. Hinsichtlich der
Sicherheit der Energieversorgung der Industrieländer läutet die
Internationale Energie-Agentur bereits die Alarmglocken. Schon 2007
hat sie eine Versorgungskrise auf dem Weltölmarkt festgestellt und
vor weiteren Preiseskalationen gewarnt. Kürzlich hat IEA-Chefökonom
Fatih Birol (in einem Interview mit der deutschen Fachzeitschrift
"Internationale Politik") auf anhaltende strukturelle Engpässe in der
Ölversorgung hingewiesen. Die "Kluft zwischen der Höhe des
Weltmarktbedarfs an Öl und dem, was wirklich... auf den Markt
gebracht werden kann", werde sich weiter vergrößern. Bei der
Gasversorgung droht nach Einschätzung der IEA aus ähnlichen Gründen
ebenfalls "schwieriges Fahrwasser". Auch bei der Kohle sieht die IEA
in Zukunft Probleme zumindest für die Länder, die sich vollständig
von Importen abhängig machen. Zwar gibt es weltweit große
Kohlevorräte. Aber China, das weltgrößte Kohleförderland, wird selbst
zum Nettoimporteur. Und es werde "immer schwieriger, die Kohle von
den Minen zu den Zentren des Verbrauchs zu transportieren".

Schon jetzt hat die IEA angekündigt, dass mit dem nächsten World
Energy Outlook im November 2008 "die Sirenen noch lauter schrillen
werden". In der Energiepolitik müsse neben der Klimafrage die
Versorgungssicherheit wieder "ganz oben auf der Tagesordnung stehen".
Dies deckt sich mit der Einschätzung des Weltenergierats, der im
Februar 2008 eine Studie über Europas Verwundbarkeit gegenüber
Energiekrisen vorgelegt hat. Das Ergebnis der Untersuchung ist, dass
nicht nur, aber vor allem durch die hohe und steigende
Importabhängigkeit bei Öl und Gas der Grad der Verwundbarkeit
("vulnerability to energy crises") der EU eindeutig zugenommen hat.

In Deutschland werden die vorgenannten globalen Entwicklungen
ebenso wie die Warnungen bisher wenig wahrgenommen. Allerdings ist
eine heftige politische Kontroverse über eine inländische
"Stromlücke" entbrannt, weil es absehbar am hinreichenden Zubau von
Kraftwerkskapazitäten fehlt. Davor warnt die Bundesnetzagentur ebenso
wie die dena, die bundeseigene Deutsche Energie-Agentur. Besonders im
Brennpunkt dieser Kontroverse steht die Kohleverstromung.
Umweltorganisationen und Umweltpolitiker mobilisieren Widerstand
gegen neue Kohlekraftwerke und diffamieren sie als "Klimakiller".
Fakt ist: Wir brauchen moderne Kohlekraftwerke für Grund- und
Mittellast. Sonst steigt der Strompreis, die energieintensive
Industrie verlässt das Land und die Stromlücke ist tatsächlich
verschwunden! Fakt ist auch: Der CO2-Ausstoß in Deutschland geht
insgesamt stärker zurück als in den meisten anderen Industrieländern.
Deutschlands Anteil an den globalen CO2-Emissionen liegt bei unter 3
%. Durch das Europäische Emissionshandelssystem sind die
CO2-Emissionen der Stromwirtschaft bei uns ohnehin gedeckelt. Durch
den Bau von Kohlekraftwerken kann also nicht mehr emittiert werden
als erlaubt. Neue Kohlekraftwerke sind mit modernster Technologie
effizienter und klimafreundlicher als die alten. Durch neue Anbieter
könnte der Wettbewerb im Stromsektor wirksam belebt werden. Bleiben
wir wegen der Zubaublockade auf den Altkraftwerken sitzen, stagniert
der Wettbewerb und die Preise steigen wegen hoher spezifischer
Emissionen.

Die Nutzung des Energieträgers Kohle leistet ein viel höheres Maß
an Versorgungssicherheit als Erdöl oder Erdgas. Heimische Kohle
bietet auch mehr Versorgungssicherheit zu niedrigeren Kosten als die
erneuerbaren Energien, die naturbedingt unkalkulierbarer in ihrem
Stromangebot sind. Noch ist das traditionelle Kohleland Deutschland
mit seinen großen eigenen Kohlevorkommen in einer relativ
komfortablen Situation: Bei der Kohle verfügen wir über einen breiten
Mix aus heimischer Braunkohle - die hierzulande wirtschaftlich
gewonnen werden kann - , heimischer Steinkohle - die den bei weitem
größten inländischen Rohstoffvorrat darstellt - und Importkohle -
deren Bezug aus verschiedenen Lieferländern erfolgt. Doch die
subventionierte heimische Steinkohle soll aufgrund der geltenden
politischen Beschlüsse zum Jahr 2018 auslaufen, wenn nicht in 2012
vom Bundestag eine Revision dieser Zielsetzung vorgenommen wird.
Braunkohle und Importsteinkohle stehen durch klimapolitische
Restriktionen unter starkem Druck. Deutschlands sichere Kohlebasis
droht immer schmaler zu werden.

Wie groß die Unterschiede in der Versorgungssicherheit
beispielsweise von Steinkohle im Vergleich zu Öl und Gas sind, hat
unlängst eine empirische Analyse des RWI (Rheinisch-Westfälisches
Wirtschaftsforschungsinstitut) zur "Sicherheit der Energieversorgung
in Deutschland" aufgezeigt (siehe Energiewirtschaftliche Tagesfragen
Heft 4/2008, 54. Jg., S. 8-14). Das RWI sieht zwar vorerst keine
absoluten Knappheiten im Sinne unzureichender physischer
Verfügbarkeit von weltweiten Energie- und Rohstoffvorkommen.
Jederzeit möglich und bedrohlich für die Verbraucherländer sind
jedoch relative Knappheiten durch Angebotsengpässe oder
Unzuverlässigkeiten der Lieferanten. Um Versorgungsrisiken in diesem
Sinne messbar zu machen, hat das RWI die Konzentration der deutschen
Energieimporte nach Lieferländern untersucht (mittels des sog.
Herfindahlindex) und das jeweilige Risiko anhand der von der
Bundesregierung offiziell verwendeten Hermes-Klassifizierung der
politischen und wirtschaftlichen Stabilität von Handelspartnerländern
bewertet. Ergebnis der Analyse: Das Risiko der Versorgung mit Öl und
Gas in Deutschland ist seit den Ölpreiskrisen ganz erheblich
gestiegen, "wohingegen sich das Versorgungsrisiko bei Steinkohle nur
moderat erhöht". Ein wichtiger Faktor ist dabei die massive Zunahme
der Öl- und Gasimporte aus Russland.

Die Ursache für den relativ positiven Befund der RWI-Analyse bei
der Steinkohle liegt in dem lange Zeit großen und "noch immer
signifikanten Anteil" der sicheren heimischen Steinkohle, auch wenn
diese ohne Subventionen nicht wettbewerbsfähig gewesen ist. Durch die
forcierte Rückführung der heimischen Steinkohle und den Vormarsch der
Importkohle steigt zwar das Versorgungsrisiko bei der Steinkohle an.
Durch die Diversifizierung der Importe liegt es jedoch deutlich unter
den Risikowerten von Öl und Gas. Allerdings hat das RWI gleichzeitig
festgestellt, dass die globalen Steinkohlereserven sogar noch stärker
konzentriert sind als die Reserven an Öl und Gas, denn auf die vier
größten Kohleländer (USA, China, Indien und Russland) entfallen knapp
drei Viertel aller Reserven. Und in Deutschland ist der Anstieg des
vom RWI gemessenen Versorgungsrisikos bei der Steinkohle "nicht
unwesentlich auf die Importe aus Russland zurückzuführen", das
inzwischen neben seinen Öl- und Gaslieferungen auch einer der
wichtigsten Steinkohlelieferanten für Deutschland geworden ist.

Nicht berechnet hat das RWI, was ein vollständiges Ende der
heimischen Steinkohle und damit eine vollständige Importabhängigkeit
auch bei der Steinkohle für die Versorgungssicherheit bedeutet. Denn
es wurde keine Prognoserechnung erstellt. Eine solche zeigt, dass der
Risikowert der Steinkohleversorgung bei weiterem Rückgang des Anteils
sicherer heimischer Steinkohle deutlich ansteigt. Das gilt
insbesondere für die Kraftwerkskohle, bei der ein ähnlicher
Risikowert wie beim Erdgas erreicht würde! Die Länderrisiken der
Kokskohlenimporte sind zwar geringer, doch kommen zwei Drittel aus
einem Land (Australien). Wozu das führen kann, zeigten die jüngsten
Preissprünge nach Produktionsstörungen in Australien. Mit einem
ausgewogenen Mix aus heimischer Braun- und Steinkohle sowie
diversifizierten Bezügen von Importkohle könnte die
Versorgungssicherheit der Kohle dauerhaft gewährleistet werden. - Zum
Wohle der Verbraucher und des Industriestandortes Deutschland.

Originaltext: GVSt Gesamtverband Steinkohle
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54802
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54802.rss2

Pressekontakt:
Gesamtverband Steinkohle
Andreas-Peter Sitte
Rüttenscheider Str. 1-3
45128 Essen
Tel.: 0201/801-4320
Fax: 0201/801-4262
E-Mail: andreas-peter.sitte@gvst.de


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