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Westdeutsche Zeitung: Die Spitzel-Affäre erschüttert nicht nur die Telekom = Von Martin Vogler

Geschrieben am 25-05-2008

Düsseldorf (ots) - Gab es auch zu Hause noch Krach? Denn die
Fernsehmoderatorin Maybrit Illner, Partnerin des Telekom-Chefs
Obermann, hat bestimmt nicht amüsiert auf die Spitzel-Affäre des von
ihm geführten Konzerns reagiert, bei dem ja neben eigenen Managern
und Aufsichtsräten vor allem Journalisten die Opfer waren. Doch
private Diskussionen sind für den Telekom-Vorstandsvorsitzenden
sicherlich nur ein kleiner Teil des Problems. Denn der Schaden ist in
dreifacher Hinsicht riesig:
1. Für die Telekom selbst. Sie kämpft sowieso in einem schwierigen
Markt und erleidet jetzt einen riesigen Image- und Vertrauensverlust.
Allein im ersten Quartal 2008 hat sie schon wieder 582 000
Festnetz-Anschlüsse verloren. Wer bei ihr blieb, tat dies auch wegen
des Vertrauens zum alten Staatsbetrieb. Dieser Bonus ist jetzt
endgültig weg. Welch rasante Talfahrt der Telekom nun
bevorsteht, kann man heute wirklich nur ahnen.
2. Die deutsche Wirtschaft insgesamt ist geschädigt, weil sie ein
weiteres Stück ihres einstigen Saubermann-Images verliert. VW,
Siemens und andere deutsche Unternehmen standen früher für Solidität.
Heute assoziieren viele damit eher Korruption und Sittenverfall,
verbunden mit Klischees von skrupellosen Zocker-Managern. Und jetzt
auch noch die Telekom!
3. Die politischen Folgen: Seit Januar spielt die Telekom eine Art
Hilfspolizist des Staates, weil Telekommunikationsunternehmen die
technischen Daten aller Verbindungen sechs Monate lang speichern
müssen.
Frage: Wenn schon die Telekom als Vorzeigeunternehmen, bei dem der
Bund Hauptaktionär ist, bewiesen hat, dass sie mit solchen
technischen Möglichkeiten nicht verantwortungsvoll umgehen kann, was
geschieht dann bei anderen Firmen? Auf jeden Fall wird eine
erbitterte neue Datenschutz-Debatte beginnen.
Leid tun kann einem René Obermann. Er muss die Folgen für etwas
ausbaden, das er offensichtlich nicht zu verantworten hat. Bislang
scheint er sogar alles richtig gemacht zu haben, indem er etwa bei
seinem Amtsantritt 2006 gleich die Verantwortung für die
"Spionageabteilung" Konzernsicherheit übernahm, womit die
Bespitzelungen endeten. Jetzt informierte er sofort den
Staatsanwalt und will für Aufklärung sorgen. Richtig so.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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