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WDR-Sendung "markt XL": Künstliche Befruchtung - Ein Luxus nur für Reiche? Geburten aus Künstlicher Befruchtung drastisch zurückgegangen

Geschrieben am 23-05-2008

Köln (ots) - Jedes siebte Paar in Deutschland bleibt ungewollt
kinderlos. Eine Künstliche Befruchtung können sich jedoch viele Paare
nicht mehr leisten. Der Grund: Seit der Gesundheitsreform trägt die
Krankenkasse nur noch maximal die Hälfte der Kosten für drei
Befruchtungszyklen. Die Folge: Ein Geburtenrückgang um 50 Prozent.

Seit 2004 sind die Geburten aus Künstlicher Befruchtung um die
Hälfte auf jährlich etwa 10.000 zurückgegangen. Vor der
Gesundheitsreform waren es noch circa 20.000 Geburten pro Jahr. Das
berichtet das Verbrauchermagazin "markt XL" am kommenden Montag, 26.
Mai um 20.15 Uhr im WDR Fernsehen. Das Magazin stützt sich dabei auf
eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung aus
dem Jahr 2007, wonach der Anteil Kinderloser in den vergangenen
Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Ein Grund: Die Künstliche
Befruchtung ist zu teuer. Die Kasse zahlt nur noch 50 Prozent der
Behandlungskosten. Und das auch nur in bestimmten Fällen. "Sie
bekommen etwas erstattet, wenn sie als Paar verheiratet sind - das
ist die erste wichtige Voraussetzung", sagt der Berliner Rechtsanwalt
Udo von Langsdorff. Er vertritt Paare, die auf natürlichem Wege keine
Kinder bekommen können und eine künstliche Befruchtung durchführen.
"Als Frau müssen sie über 25 und unter 40 Jahre alt sein, als Mann
dürfen sie das 50. Lebensjahr nicht überschritten haben. Dann
bekommen sie die Hälfte der Kinderwunschbehandlung erstattet für drei
Versuche über drei Quartale." Unverheiratete Paare müssen die Kosten
komplett tragen.
Aber auch Ehepaare innerhalb der Altersgrenzen müssen mit Kosten von
rund 6.000 Euro rechnen, wenn sie ihren Kinderwunsch durch eine
Künstliche Befruchtung erfüllen wollen. Pro Versuch kostet die
Behandlung insgesamt 4000 Euro, für die Paare also 2.000 Euro
Eigenbeteiligung. Weil es in der Regel aber drei Versuche braucht,
bis eine Künstliche Befruchtung zum Wunschkind führt, fallen
letztlich mindestens 6.000 Euro Selbstbeteiligung an. Das ist für
Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen kaum zu stemmen. Nach
drei gescheiterten Befruchtungsversuchen fällt auch der Zuschuss von
50 Prozent weg - die Paare bleiben dann also auf den gesamten Kosten
für weitere Versuche sitzen.
Viele Paare empfinden das als ungerecht und klagen gegen die
gesetzlichen Regelungen. Auch Langsdorff betont deren
Ungerechtigkeit: "Wenn sie ein Kinderwunschpaar sind, zum Beispiel
als Mann nicht genug Spermiozyten haben, dass Sie die Frau befruchten
können, dann sind Sie doch krank. Dann sagt ihnen der Gesetzgeber
aber: Moment, Du bist zwar krank, wir bezahlen aber Deine Krankheit
nicht, obwohl Du Teilhaber im Solidarsystem bist. Ist denn das
wirklich gerecht?" Das Bundesgesundheitsministerium weist den Vorwurf
zurück, wie eine Anfrage durch das WDR-Magazin "markt XL" ergab:
"Eine Zuzahlung erscheint uns vertretbar", sagt Marion Caspers-Merk,
Parlamentarische Staatssekretärin. Immerhin hätte es jährlich 40.000
Fälle Künstlicher Befruchtungen seit 2004 gegeben. Vor der
Gesundheitsreform waren es jedoch etwa 60.000 (2002). Der
saarländischen Ministerpräsident Müller hält die jetzige Regelung
hingegen für falsch. Mit Hilfe einer Bundesratsinitiative will er
versuchen, Paare bei der Künstlichen Befruchtung wieder finanziell zu
entlasten. Gegenüber "markt XL" sagte er: "Ich halte das für
ungerecht. Es ist auch ein Wertungswiderspruch festzustellen. Wenn es
darum geht, Leben zu beenden - bei der Abtreibung - ist vollkommen
klar, dass wir 100 Prozent der Kosten übernehmen; wenn es darum geht
Leben zu ermöglichen, eine Künstliche Befruchtung herbeizuführen,
dann ist es plötzlich so, dass in bestimmten Fällen überhaupt keine
Leistungen bezahlt werden, ansonsten nur eingeschränkte Leistungen.
Das kann nicht sein, dass der Tod uns mehr wert ist als das Leben."

Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7899
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7899.rss2

Pressekontakt:
Kristina Bausch
WDR-Pressestelle
Tel. +49 (0) 221 220 4607
e-mail: kristina.bausch@wdr.de

Jessica Briegmann
WDR Redaktion Markt
Tel.: +49 (0) 221 220 2883
e-mail: jessica.briegmann@wdr.de


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