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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Köhler/Kandidatur -

Geschrieben am 22-05-2008

Leipzig (ots) - Von André Böhmer. Bundespräsident Horst Köhler ist
kein Mann für die Defensive. Bevor er sich zurückhält und das
kakophonische Parteien-Geschrei um seine zweite Amtszeit noch
schriller wird, bereitet er allen Spekulationen vorzeitig ein Ende.
Er tritt konsequent die Flucht nach vorn an, erklärt vorzeitig seine
Bereitschaft, erneut für das höchste Amt im Staat zu kandidieren, und
nimmt damit vorerst die Luft aus den Aufgeregtheiten der letzten
Wochen.
Das spricht für Köhlers Selbstbewusstsein. Er ist in seinem Amt
gewachsen, auch wenn das automatisch jede Menge Berufskritiker auf
den Plan ruft. Der Großteil der Bürger hat das längst erkannt. Aus
dem Horst wer? ist ein beliebter Bundespräsident geworden, der sich
nicht scheut, aus verfassungsrechtlichen Gründen seine Unterschrift
unter Gesetze zu verweigern. Seine Popularität hat er auch der
Tatsache zu verdanken, dass er Politikern ab und an die Leviten liest
und seinen Job ein bisschen anders interpretiert, als nur den
Gruß-August zu geben.
Wenn sich die Koalition gern in unverbindlichen Absichtserklärungen
windet, spricht Köhler lieber Klartext. Das wird honoriert. Als
Beweis können seine Umfrage-Werte gelten, die andere erblassen
lassen. Bemerkenswert an Köhlers zweiter Kandidatur ist allerdings
ein anderer Fakt. Der Bundespräsident, der immer wieder das Risiko
bei den Bürgern einfordert, lässt sich diesmal selbst auf ein Wagnis
ein. Denn über den Erfolg seiner Kandidatur kann er sich nicht sicher
sein. Ein Novum in der jüngeren deutschen Geschichte: Zum ersten Mal
muss ein amtierender Bundespräsident mit einem Gegenkandidaten
rechnen und eine Wahlniederlage in der Bundesversammlung
einkalkulieren. Die knappe bürgerliche Mehrheit von Union und FDP,
die Köhler vor drei Jahren ins Amt hebelte, könnte nach der
Bayern-Wahl nur noch ein Aspekt für die Geschichtsbücher sein.
Wenn nicht alles täuscht, wird es also in einem Jahr noch einmal auf
das Duell Köhler gegen Gesine Schwan hinauslaufen. Noch hat sich die
SPD nicht konkret festgelegt, aber dass die Universitätspräsidentin
aus Frankfurt/Oder erneut als ihre Kandidatin antritt, pfeifen
mittlerweile fast alle Spatzen von den Berliner Dächern. Da braucht
die SPD-Chefetage nicht bis Montag mit der Verkündung warten. Fragt
sich dann nur, wer das größere Risiko eingeht? Köhler oder der
SPD-Vorsitzende Beck? Denn zur Wahl von Schwan braucht die SPD
zwingend die Stimmen der Linken. Vier Monate vor der Bundestagswahl
wäre das dann der Beweis. Wenn es um die eigene Macht und gegen das
bürgerliche Lager geht, gilt die Koalition mit den Linken für die SPD
als geringeres Übel. Zumindest diese Erkenntnis wird für Klarheit bei
den Wählern sorgen. Für SPD-Chef Beck bleibt es ein gewagter Ritt.
Zusammen mit der Linken - und zur eigenen Profilierung - die Abwahl
eines populären Bundespräsidenten vorangetrieben zu haben - das
könnte sich als schwere Hypothek im Wahlkampf erweisen. Durchaus
denkbar, dass der versuchte Befreiungsschlag ein Rohrkrepierer wird.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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