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stern: Bundespräsident Köhler hält längere Nutzung von Atom- und Kohlekraftwerken für denkbar

Geschrieben am 14-05-2008

Hamburg (ots) - Bundespräsident Horst Köhler hält eine längere
Gewinnung von Energie aus Atom- und Kohlekraftwerken für denkbar,
verteidigt aber den Grundsatzbeschluss zum Ausstieg aus der
Kernenergie. "Ich halte es für zwingend, dass Deutschland eine
entschlossene langfristige Strategie zur Nutzung regenerativer
Energien und zur massiven Verbesserung der Energieeffizienz
entwickelt und umsetzt", sagte Köhler in einem Interview des morgen
erscheinenden Hamburger Magazins stern. "Doch es gibt auch ernst zu
nehmende Studien, die uns eine Energielücke vorhersagen, mit
erheblichen Risiken für Wirtschaft und Arbeitsplätze." Köhler fügte
hinzu: "Ich würde nicht ausschließen, dass wir mehr Zeit brauchen,
und mir wünschen, dass wir darüber eine Diskussion mit den Bürgern
führen: Traut ihr euch eine so tief greifende Umstellung zu? Wisst
ihr, welcher Veränderungsbedarf und welche
Veränderungsgeschwindigkeit in den Lebensgewohnheiten auf uns
zukommt?" Die Aufgabe sei vor allem, Energie und Rohstoffe zu sparen.
"Trotzdem kann es sein, dass wir recht bald damit konfrontiert sind,
ob wir für eine längere Übergangsphase, als wir uns das heute
wünschen, noch einen Mix einschließlich Nuklear- und Kohleenergie
brauchen."

Köhler beharrte jedoch zugleich auf dem grundsätzlichen Abschied
von der Kernkraft. "Der Ausstieg aus der Atomkraft ist beschlossen,
weil Atomkraft für uns auf lange Sicht keine Lösung ist." Die
Sicherheitsbedenken sollten auch nicht vernachlässigt werden, weil
Kernenergie billig ist. "Allein die ungelösten Endlagerprobleme sind
mir viel zu gegenwärtig, als dass ich dazu raten würde", sagte er.

Um die globale Hungerkrise zu bekämpfen, forderte der
Bundespräsident, dass die Agrarexport-Subventionen in Europa und den
USA abgeschafft werden sollten. "Die Hungerrevolten sollten Anlass
sein, über einen klaren Schnitt bei den Exportsubventionen für
europäische und amerikanische Agrarprodukte nachzudenken." Die armen
Länder müssten eine faire Chance erhalten, "eigene
Ernährungssicherheit durch höhere Produktivität sicherzustellen".
Zudem müsse "mit Hochdruck" erforscht werden, wie Biosprit aus
Abfallstoffen statt aus Nahrungsmitteln hergestellt werden könne.
"Vergnügt Auto zu fahren darf nicht Vorrang haben vor der Ernährung
Hungernder", sagte Köhler. Zudem müsse über die grüne Gentechnik
nachgedacht werden. "Ich sehe darin keinen Königsweg für die
Ernährung der Welt", sagte der Bundespräsident, "aber dieser Form des
technischen Fortschritts müssen wir uns einfach stellen." Dabei
müssten jedoch die Risiken eingegrenzt werden und die Bauern in
Afrika dürften nicht abhängig werden von Saatgutkonzernen in den
Industrieländern.

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
Auf Wunsch steht Ihnen das Interview im Wortlaut zur Verfügung.
Für Rückfragen: stern-Nachrichtenredaktion 040/3703 - 3558


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