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Westdeutsche Zeitung: Venezuelas Präsident und sein geschmackloser Hitler-Vergleich Für Angela Merkel sogar vorteilhaft = von Martin Vogler

Geschrieben am 12-05-2008

Düsseldorf (ots) - Wenn Angela Merkel ganz, ganz ehrlich ist, wird
sie zugeben, dass ihr der üble Hitler-Vergleich von Venezuelas
Präsidenten Hugo Chávez sogar gut ins Konzept passen könnte. Aus zwei
Gründen: Ihre morgen beginnende Lateinamerika-Reise ist plötzlich ein
Top-Thema. In Südamerika beherrschte sie am Sonntag bereits die
Schlagzeilen. In Deutschland, was für die Kanzlerin vielleicht noch
wichtiger ist, findet man jetzt ihre vorher als langweilig
eingestufte und längst überfällige Routinetour äußerst spannend.
Der zweite Aspekt ist, dass Merkel dank ihres souveränen Umgangs mit
Chávez' geschmackloser Attacke Größe zeigen konnte. Nicht jeder
Angriff verdient eine Antwort. Das mag sie sich gedacht haben und
handelte entsprechend. Unbeeindruckt wiederholte sie sogar, was
Chávez so in Rage gebracht hatte, dass nämlich der Präsident
Venezuelas nicht für ganz Lateinamerika spreche und jedes Land seine
eigene Stimme habe. Auch das venezolanische Volk habe mit der
Ablehnung eines Referendums im Januar eindeutig Stellung bezogen. Was
damals ja eine herbe Niederlage für Chávez bedeutete.
Holla! Was ist eigentlich so schlimm an Merkels Aussage? Aus
europäischer Sicht wenig. Aber aus der Warte eines südamerikanischen
Machtmenschen, der mit missionarischem Eifer für eine - von ihm so
empfundene - gerechtere Welt kämpft, mag das als böse Tat gelten.
Sein Ausraster lässt allerdings durchaus die Deutung zu, dass er seit
der Abstimmungsniederlage durchaus dünnhäutig ist. Auch wenn jemand
wie er dank der ihn umgebenden Claqueure stets der Gefahr des
Realitätsverlusts unterliegt, könnte ihm doch dämmern, dass seine
Macht schwindet. Allerdings war Chávez selten zimperlich, hat er doch
auch schon den US-Präsidenten Bush als Teufel bezeichnet.
Die Kernfrage von Merkels Reise und des EU-Lateinamerika-Gipfels wird
sein, ob sich nun einige südamerikanische Staatschefs als Verteidiger
Chávez' berufen fühlen. Merkels abgeklärte Reaktion kann hier
sicherlich Schlimmes verhindern. Generell ist Chávez' radikaler
politischer Einfluss allerdings nur zu bremsen, wenn möglichst viele
Staaten Südamerikas die soziale Frage befriedigend beantworten.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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