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Börsen-Zeitung: Wasser zu Wein, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Milliarden-Hilfspaket der Bank von England für den heimischen Hypothekenmarkt

Geschrieben am 21-04-2008

Frankfurt (ots) - Jetzt muss der Rest der Volkswirtschaft schon
vor den Banken geschützt werden! Denn das ist nach den Worten des
Gouverneurs der Bank von England, Mervyn King, der Zweck des
Multimilliardenprogramms, mit dem die britische Notenbank das
heimische Bankensystem und damit den Hypothekenmarkt stützen will. So
sieht es also aus, wenn das Kreditgewerbe nicht nach dem Staat ruft.

Wie hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erst vor knapp zwei
Wochen in seiner Eigenschaft als Chairman der Weltfinanzlobby
Institute of International Finance erklärt? Die Branche stehe zu
ihrer eigenen Verantwortung für die Wiederherstellung des Vertrauens
in die Finanzmärkte. Und bei aller Notwendigkeit eines koordinierten
Vorgehens an spezifischen Brandherden wie etwa dem US-Häusermarkt
solle es kein Bail-out von Banken und Investoren geben. Jenseits von
Euroland wird das offenbar etwas anders gesehen. Denn was sonst als
ein Herauspauken des Geldgewerbes und seiner Aktionäre ist es, was
die Bank von England gerade veranstaltet und auf ähnliche Weise
bereits die amerikanische Fed vorexerziert hat?

Noch vor ein paar Wochen konnte man mit der originellen Idee, Bad
Banks auf den Bilanzen der Notenbanken zu schaffen, in der
Finanzszene Lacherfolge erzielen. Heute ist die Sache ernst, und
wieder einmal holt die Realität die Satire ein: in Großbritannien
dergestalt, dass den Banken sichere Staatsanleihen im Tausch gegen
zurzeit illiquide Asset Backed Securities (ABS) - verbriefte
Hypothekenkredite - zur Verfügung gestellt werden. Wie zuvor schon
Ben Bernanke und ganz früher ein noch berühmterer Vorgänger tritt
Mervyn King als Magier in Erscheinung, der Wasser in Wein verwandelt.
Auf dass der Markt endlich wieder liquide werden möge.

Mal abgesehen davon, dass die Pferde schon bisher im durch
wiederholte Zinssenkungen schmackhaft gemachten Wasser standen und
trotzdem nicht saufen wollten: So hatte man sich die Marktwirtschaft
in den angelsächsischen Eldorados des Kapitalismus eigentlich nicht
vorgestellt. Dass die Notenbanken sich mit Liquiditätshilfen gegen
die Systemkrise stemmen, ist ja in Ordnung. Die Konditionen, zu denen
sie das tun - übrigens auf das Risiko der Steuerzahler -, werden aber
zunehmend die Sitten verderben. Banken und Investoren, die so
preiswert gerettet werden, können sich künftig alles erlauben: Moral
Hazard nennt man das.

(Börsen-Zeitung, 22.4.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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