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Westdeutsche Zeitung: Wenn Arbeiter zu Kapitalisten werden = von Martin Vogler

Geschrieben am 21-04-2008

Düsseldorf (ots) - Wenn Arbeitnehmern ein Stückchen der Firma
gehört, hat sich nicht der Kommunismus durchgesetzt. Auch Anarchie
bricht nicht aus. Denn der jeweilige Anteil wird sich im
Promillebereich bewegen. Daraus kann kein Beschäftigter
Machtansprüche ableiten. Aber ein wenig mehr Identifikation mit dem
Betrieb, die dürfte es schon geben. Was ja dem Grundgedanken der
Mitarbeiterbeteiligung entspricht, der den klassisch gelehrten
Gegensatz von Kapital und Arbeit aufheben will. Insofern ist klar:
Teilziel erreicht, doch Risiken bleiben.
Vor allem bedeutet Beteiligung nicht nur Geldsegen, sondern auch
geteiltes Risiko. Bis hin zur Firmenpleite. Im Extremfall sind dann
nicht nur der Job, sondern auch der finanzielle Einsatz weg. Deshalb
ist es nachzuvollziehen, wenn als Alternative zur direkten
Beteiligung an einem bestimmten Unternehmen auch Branchenfonds
angeboten werden. Das macht die Sache weniger riskant. Andererseits
verwässern Branchenfonds die Grundidee der Beteiligung. Außerdem gibt
es bei Fonds keine Unternehmenschefs, die mit - jetzt möglichen -
attraktiven direkten Zuwendungen an den einzelnen Beschäftigten die
neue Regelung erst richtig attraktiv machen.
So gesehen ist fraglich, ob das neue Konzept zur Wunderwaffe für eine
gerechtere Arbeitswelt wird. Bei allem Wohlwollen: Die
Mitarbeiterbeteiligung ist wieder ein Stück mehr Bürokratie, die
Kosten verursacht und die Menschen verwirrt. Sollen sie da jetzt
mitmachen? Oder lieber eine Riesterrente abschließen? Und was ist mit
den gewohnten vermögenswirksamen Leistungen? Was ist mit jenen, die
sich schon auf eine gute betriebliche Zusatzversorgung freuen können?
Fragen über Fragen - und die meisten werden überfordert sein.
Schade. Denn Altersvorsorge ist extrem wichtig. Wer es finanziell
kann, sollte sich intensiv darum kümmern. Und wenn der Staat mit
Förderung dabei hilft, um so besser. Allerdings könnte er das
einfacher haben, als mit immer wieder neuen Erfindungen der Art
Mitarbeiterbeteiligung. Er müsste einfach den Sparerfreibetrag
erhöhen, statt ihn wie geschehen zu reduzieren und mit den
verschärften Bestimmungen im Rahmen der Abgeltungssteuer ab kommendem
Jahr die individuelle Vorsorge noch mehr zu erschweren.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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