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Westdeutsche Zeitung: OECD-Bericht = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 09-04-2008

Düsseldorf (ots) - Wenn die OECD Bildungsberichte veröffentlicht,
wird Deutschland in schöner Regelmäßigkeit abgestraft. Wie ein Mantra
heißt es dann: "Sechs, setzen!" Natürlich kann die Frage gar nicht
oft genug gestellt werden, ob sich eine der führenden
Wirtschaftsnationen auf Dauer ein so hoch selektives Schulsystem
leisten kann. Wir sollten uns aber davor hüten, in der Einheitsschule
den einzigen Heilsbringer zu sehen, der Migrantenkinder scharenweise
zum Abitur führt. Sicher, die Pisa-Spitzenreiter haben integrative
Systeme. Doch mit Vergleichen sollte man vorsichtig sein. In Finnland
etwa ist die Migrantenquote anders als in Deutschland verschwindend
gering. Auch sollte kritisch hinterfragt werden, warum in England
oder Frankreich immer mehr Eltern den öffentlichen Gesamtschulen den
Rücken kehren und ihre Kinder auf teure Privatschulen schicken. Oder
warum in Japan mehr als 60 Prozent der Schüler regelmäßig private
Nachhilfeschulen besuchen.
Ungeachtet dessen kann die deutsche Politik die Entscheidung über den
Fortbestand des dreigliedrigen Schulsystems nicht länger aussitzen,
denn in der Bevölkerung findet die Abstimmung längst mit den Füßen
statt. Allein in NRW verzeichnen die Gesamtschulen einen Anmeldeboom,
während die Hauptschulen ausbluten. Wer will sein Kind schon in eine
Schule schicken, die den Makel einer Restschule trägt und in der sich
zuvorderst Jugendliche aus bildungsfernen Schichten und
Migrantenfamilien sammeln? Nicht zuletzt profitiert die neunjährige
Gesamtschule von der Angst vieler Eltern vor dem Turbo-Abi am
Gymnasium. Die Zusammenlegung des unteren und mittleren
Bildungsgangs, wie sie jetzt propagiert wird, ist indes ein
halbherziger Versuch, das System gerechter zu gestalten. Damit werden
die Probleme der Hauptschule nur auf die neue Schulform verlagert.
Ziel muss es sein, endlich Geld in die Schulen zu investieren und die
Schüler länger gemeinsam zu unterrichten. Je später die
Differenzierung erfolgt, desto geringer ist die Gefahr von
Fehlurteilen seitens der Lehrer. Desto größer ist auch die Chance,
das Potenzial aller Kinder auszuschöpfen. Dafür müsste die Politik
aber ihre ideologischen Scheuklappen ablegen. Sonst heißt es im
nächsten OECD-Bericht erneut: "Deutschland sechs, setzen!"

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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