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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Haftstrafe für Ex-VW-Betriebsrat

Geschrieben am 22-02-2008

Leipzig (ots) - Von Lothar FesserQuittung für Gier Die Kleinen
hängt man, die Großen lässt man laufen, lautet eine gängige
Redewendung. Nicht immer trifft sie zu, wie gestern ein zur Salzsäule
erstarrter Klaus Volkert bitter erfahren musste. Für den einst
mächtigsten Betriebsratschef in Deutschland heißt es Schluss mit
lustig. Fast drei Jahre lang darf der ehemalige Arbeitnehmervertreter
des größten Autokonzerns Europas Bermuda-Shorts und Hawaihemd mit
gestreifter Wäsche tauschen.
Ob es mit Volkert aber nun wirklich einmal einen der Großen erwischt
hat, ist zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen. Da gab es
einen Herrn Hartz, der in der VW-Hierarchie ganz oben stand und im
Januar 2007 nach einem umstrittenen Deal mit der Justiz nur auf
Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Immerhin
hatte der Namensgeber für die von großen Teilen der Betroffenen als
unselig empfundene Arbeitsmarktreform dem Betriebsratschef in seiner
Funktion als Arbeitsdirektor länger als zehn Jahre lang die
Sonder-Millionen für rauschende Feste, Bordellbesuche und Luxustrips
mit Anhang zukommen lassen. Auch hat es Geschmäckle, dass der
VW-Aufsichtsratsvorsitzende und damalige Vorstandschef Ferdinand
Piëch von allem nichts gewusst haben will. Gilt doch Piëch im
Unternehmen allgemein als Kontrollfreak.
So spricht Volkerts Anwalt dann sogar von einer Zweiklassen-Justiz.
Auch der Rechtsbeistand des Mitangeklagten, des zu einer
Bewährungsstrafe verurteilten früheren Personalmanagers Klaus-Joachim
Gebauer, will in die Revision gehen. Bei verlorenen Prozessen gehört
dies aber wohl zum Pflichtprogramm.
Sollte der Bundesgerichtshof die Urteile nicht noch kassieren, dürfte
zumindest der einstige oberste Kämpfer für die Arbeitnehmerrechte im
VW-System die Quittung für Gier und Maßlosigkeit erhalten. Irgendeine
Art Schuldbewusstsein hat der gelernte Schmied jedenfalls bis heute
nicht an den Tag gelegt - auch gestern vor dem Gerichtssaal nicht.
Der Spruch, es habe ja in Deutschland schon mal eine Gerichtsbarkeit
gegeben, wo Sozialdemokraten und Gewerkschafter ähnlich "fair"
behandelt wurden, ist unanständig und gibt Aufschluss über das
verquere Rechtsempfinden des Delinquenten. Rückt er doch die
Strafkammer in die Nähe der Justiz des Dritten Reiches.
@l.fesser@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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