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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Ifo-Studie

Geschrieben am 21-02-2008

Leipzig (ots) - Materielle GrenzenPolitisch ist die Lage klar: Im
Osten liegt die Linke erstmals deutlich vor den Volksparteien CDU und
SPD. Ob das der noch immer zerrissenen Nation zum Vorteil gereicht,
ist stark zu bezweifeln.
Ökonomisch ist die Sache weniger eindeutig. Da gibt es den
Aufbau-Ost-Beauftragten der Bundesregierung, dessen Geistesblitze die
ostdeutschen Landschaften nur äußerst selten erhellen. Er gibt den
Optimisten. Die Lage sei im Griff, der Aufschwung im vollen Umfang in
Ostdeutschland angekommen. Im Gegensatz dazu kommen die Ost-Experten
beispielsweise vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle zu der
eher frustrierenden Botschaft, dass die Aufholjagd der neuen Länder
ein Wunschtraum bleibe. Statt aufzuholen stecke der Osten in der
Krise fest.
Bei derlei Bandbreite der Beurteilung lohnt sich ein Blick auf die
Fakten. Auch in den so hochgelobten Clusterregionen fehlt es an
qualifiziertem Fachpersonal. Weil die wirtschaftliche Grundlage der
Ost-Wirtschaft aber mit wenig Ausnahmen auf der einfachen
Marktaufteilung beruht, im Westen wird gedacht und produziert, im
Osten verkauft und konsumiert, gibt es für die ostdeutschen
Hochqualifizierten wenig Grund in der Heimat zu bleiben.
Die hochgelobte Leuchtturm-Ökonomie funktioniert mit Mühe und Not bei
den Autoherstellern in Leipzig oder den Chip-Produzenten in Dresden.
Aber deren Anziehungs- und Ausstrahlungskraft hat sich bislang als zu
gering herausgestellt, um eine ganze Region mitzureißen.
In dieser Situation helfen guter Wille und noch so optimistische
Lehrsätze aus der fernen Hauptstadt wenig. Völlig kontraproduktiv ist
die Forderung Tiefensees nach Lohnuntergrenzen in den neuen Ländern.
Wenn der Ost-Stratege glaubt, mit Mindestlöhnen, am Ende gar
flächendeckend, den Arbeitsmarkt und Konjunkturverlauf im Osten
dynamisieren zu können, trägt er Mitschuld an Misere anstatt der
dümpelnden Wirtschaft auf die Beine zu helfen.
Weil Dumpinglöhne aber unsozial und gesellschaftspolitisch
unverträglich sind - ganz zu schweigen von der noch immer billigeren
Konkurrenz noch weiter östlich - hilft in dieser Situation nur eines:
Mehr Schwung am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Der Glaube, eine Sonderkonjunktur in einem Teil der Republik ließe
sich in einer globalisierten Weltwirtschaft organisieren, stößt rasch
an materielle und politische Grenzen. Ernsthafte Beachtung finden die
neuen Länder nicht. Für den Osten und die Lebenslage der Menschen
interessieren sich derzeit nur noch politische Fachleute.
Es wird noch eine lange Zeit dauern, bis der Osten mit dem Westen
gleichgezogen ist. Das ist aber kein Grund, die vorhandenen Stärken
vor Ort nicht zu pflegen und auszubauen. Das geht weniger mit
Lohndruck als mit der Förderung von Zukunftsinvestitionen
insbesondere an den Hochschulen. Die Investition in Bildung und
Ausbildung ist zwar weniger spektakulär, am Ende jedoch effektiver.
Wer dies früh beherzigt, hat künftig auch im Wettbewerb um Investoren
die Nase vorn.
@korr.berlin@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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