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Westdeutsche Zeitung: Post-Chef Zumwinkel tritt zurück = von Ingo Faust

Geschrieben am 15-02-2008

Düsseldorf (ots) - Für viele hätte es eigentlich noch schneller
gehen können: Einen Tag nach der Aufdeckung der Steuer-Affäre hat
Klaus Zumwinkel, von seinen Mitarbeitern im Bonner Post-Tower wegen
seiner Souveränität "Häuptling Silberlocke" genannt, seinen Rücktritt
erklärt. Das war zwingend. Ein selbstbekennender Steuerhinterzieher
kann nicht weiter Chef eines Dax-Konzerns bleiben. Das versteht die
breite Öffentlichkeit in Deutschland nicht. In Italien soll so etwas
ja möglich sein, aber nicht bei uns.
Zumwinkel bleibt aber weiter am Marterpfahl, denn die Steuerfahnder
werden nicht locker lassen, bis der letzte Cent zurückgezahlt und die
Schuld gesühnt ist - voraussichtlich mit Geldstrafe. Dabei war der
Post-Chef nach Aussagen der Ermittlungsbehörden nur der erste
prominente Fall, an dem ein für die Öffentlichkeit wirksames Exempel
statuiert wurde. Er wurde quasi in Ketten vorgeführt, um tausende
weitere Steuerhinterzieher weich zu kochen. Sie sollen sich
freiwillig per Selbstanzeige stellen. Das spart bei den
Steuerbehörden viel Arbeit, und das Geld kommt trotzdem herein.
Für die Post ist der schnelle und beschämende Weggang Zumwinkels
schwierig. Es sind, auch wenn die Aktionäre darüber jubeln, längst
nicht alle Hausaufgaben gemacht für einen reibungslosen Stabwechsel,
der eigentlich Ende dieses Jahres kommen sollte. Die amerikanische
DHL-Tochter ist ein Milliardengrab und muss fusioniert oder saniert
werden. Für die Postbank wird ein Käufer gesucht, denn der
Logistikkonzern will aus dem risikoreichen Finanzgeschäft heraus. Das
könnte unter "Kronprinz" Frank Appel (46) jetzt schneller gehen. Es
sollte aber mit Augenmaß vonstatten gehen.
Wer Zumwinkel persönlich kennen gelernt hat, fragt sich, was den
Multimillionär zu seinem Handeln getrieben haben mag. Mangelndes
Wissen wohl kaum. Eher die trügerische Selbstsicherheit, dabei schon
nicht erwischt zu werden. Schließlich ist man ja der Post-Chef. Ein
übersteigertes Selbstbewusstsein, das bei Zumwinkel allerdings für
Dritte nie so sichtbar wurde. Der "Häuptling" hat sich jedenfalls um
seinen Erfolg, für den er 18 Jahre lang gearbeitet hat, gebracht. Er
wird in den Annalen seines Stammes gestrichen. Als Trost bleibt ihm
wenigstens eine gute Pension von angeblich 90 000 Euro monatlich.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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