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NABU stellt Verkehrs-Gutachten zur Festen Fehmarnbelt-Querung vor

Geschrieben am 14-02-2008

Kiel/Berlin (ots) - Der NABU hat heute in Kiel ein eigenes
Verkehrs-Gutachten zur geplanten Fehmarnbeltbrücke vorgelegt. Darin
werden die Prognosen der Planer der Festen Beltquerung einer
kritischen Betrachtung unterzogen. Das von deutscher und dänischer
Seite festgesetzte Verkehrsaufkommen sowie die darauf bauende
Kostenkalkulation sind unrealistisch, so das Fazit des Gutachtens.
Statt mit rund 8.000 Kraftfahrzeugen und rund 100 Zügen pro Tag sei
wenige Jahre nach Eröffnung der Brücke lediglich mit gut 5.000
Straßenfahrzeugen und maximal 40 Zügen zu rechnen. Die Brücke werde
hinsichtlich ihrer eigentlichen Kapazität sowohl beim Straßenverkehr
als auch beim Schienenverkehr tatsächlich nur zu zehn Prozent
ausgelastet sein. Zudem verteuerten die gerade in den letzten Jahren
erheblich gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise den geplanten Bau
deutlich. Statt 5,6 Milliarden werde die Brücke nach Berechnungen der
Gutachter bis zu neun Milliarden Euro kosten.

"Das Gutachten macht deutlich, dass der Bau einer Brücke zwischen
Fehmarn und Lolland sowohl ökologisch wie ökonomisch nicht zu
vertreten ist. Die tatsächlichen Zahlen zum Verkehrsaufkommen
rechtfertigen nicht einmal den Bau einer Umgehungsstraße. Es kann
nicht sein, dass Bundesverkehrsminister Tiefensee sich weiter mit dem
Hinweis aus der politischen Verantwortung stiehlt, dass die dänische
Seite die Brücke bezahlen wird", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Hier werden Millionen in der Ostsee versenkt, die besser in
nationalen und EU-Projekten zum Klima- und Umweltschutz aufgehoben
wären. Vor diesem Hintergrund dürfe die Bundesregierung dem
deutsch-dänischen Staatsvertrag zum Verkehrsprojekt nicht zustimmen.
Eine verantwortungsvolle Klima- und Verkehrspolitik sehe anders aus.

"Nun wird klar, warum das Projekt in Berlin kaum Befürworter
gefunden hat und Deutschland es ablehnt, sich an den enormen Kosten
zu beteiligen", sagte der Leiter des NABU-Wasservogelreservats
Wallnau, Malte Siegert. Statt das gut funktionierende Fährsystem
zwischen der deutschen Insel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland
weiter auszubauen und Güterverkehr auf die See zu verlagern, werde
hier mit einem geplanten vierspurigen Straßenbau das Auto als
klimaschädliches Verkehrsmittel gefördert.

"Es ist nach wie vor völlig unklar, wie die Unterstützung des
Projekts seitens der EU zustande gekommen ist. Offensichtlich lagen
in Brüssel nur die geschönten Zahlen der Planer vor, eine eigene
kritische Prüfung der EU-Kommission ist dagegen anscheinend
ausgeblieben", betonte NABU-Landesgeschäftsführer Ingo Ludwichowski.
Die Planer hätten zum Beispiel den lediglich wegen des zollfreien
Einkaufs und durch Marketingmaßnahmen der Reederei erzeugten Verkehr
der zukünftigen Brückenauslastung zugeschlagen. Noch deutlicher
treten die Mängel bei den Prognosen zum Zugverkehr zutage. Hier
wurden willkürlich "40 Personenzüge pro Tag" festgesetzt, ohne dass
dafür eine Herleitung erfolgt.

Entsprechend des fragwürdigen Vorgehens bei den Pkw-Zahlen wurde
auch die Auslastung der Güterzüge zu niedrig festgesetzt, um auf
höhere Zugzahlen zu kommen. Weitgehend ohne Begründung bleiben die
angenommenen Wachstumsraten im Güterverkehr über die westliche
Ostsee. Nicht ausreichend betrachtet wurde in den Prognosen ferner
die Entwicklung des Flugverkehrs von und nach Skandinavien und der
Anteil, den Schiffe im Güterverkehr haben. Da positive Effekte der
Fähren auf die gesetzlich festgesetzten Lenkzeiten der Bus- und
Lkw-Fahrer, aber auch bei Pausen im Pkw-Verkehr, durchgängig nicht
angerechnet wurden, wird auch das Potential für eine
Fahrtzeitverkürzung deutlich überschätzt.
Angesichts der aktuellen Zahlen lehnt der NABU das Verkehrsprojekt
weiterhin strikt ab und fordert auch die EU-Kommission und das
Europäische Parlament auf, das Projekt neu zu bewerten, um eine
gigantische Fehlinvestition zu vermeiden.

Neben erheblichen ökologischen Auswirkungen wie die
Beeinträchtigung des Wasseraustauschs zwischen Nord- und Ostsee sowie
eine Gefährdung der Schweinswalpopulation in der Ostsee sprechen nun
auch die mangelnde Wirtschaftlichkeit und Auslastung der Brücke gegen
eine Realisierung des Vorhabens.

Der NABU hatte unter www.Nein-zur-Beltquerung.de im Internet eine
Protestkampagne zur Fehmarnbelt-Querung gestartet. Mehr als 8.000
Menschen aus allen Teilen Europas haben sich bereits gegen das
Projekt ausgesprochen und angekündigt, eine Brücke im Falle der
Realisierung zu boykottieren.

Mit der Überprüfung der Verkehrszahlen hat der NABU die Gutachter
der Firma VIEREGG - RÖSSLER, Innovative Verkehrsberatung, aus München
beauftragt.

Das NABU-Gutachten ist in deutscher, dänischer und englischer
Sprache im Internet zu finden unter www.NABU-SH.de und www.NABU.de

Originaltext vom NABU

Originaltext: NABU
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6347
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6347.rss2

Pressekontakt:
Malte Siegert, Leiter NABU-Wasservogelreservat Wallnau, Tel.
04372-806910, mobil 0173-9373241.
Ingo Ludwichowski, NABU Schleswig-Holstein, Tel. 0160-96230512.


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