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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Diskussionstand über die Stammzellenforschung:

Geschrieben am 13-02-2008

Bielefeld (ots) - Warum fliegen Menschen zum Mond? Warum bauen sie
Massenvernichtungswaffen? Und warum heilen sie tödliche Krankheiten?
Weil sie es können. Und gleichgültig, ob menschliche Errungenschaften
nützlich oder schädlich sind, wird ihre Entwicklung niemals
aufgehalten. Friedrich Dürrenmatt ließ in »Die Physiker« seinen
Möbius sagen: »Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr
zurückgenommen werden.«
Das gilt auch für die Forschung mit menschlichen embryonalen
Stammzellen. Parkinson, Multiple Sklerose, Diabetes und
Herzerkrankungen hofft man eines Tages mit diesen Urzellen des Lebens
heilen zu können. Sie entstehen, wenn sie einem Embryo in einem
Frühstadium entnommen werden. Der Embryo wird dabei zerstört.
Hier liegt das ethische Dilemma, mit dem sich jetzt die Politik
beschäftigen muss. Im Bundestag wird heute in erster Lesung über ein
neues Stammzellgesetz beraten. Auf der einen Seite steht der Schutz
der Würde des menschlichen Lebens, also des Embryos. In der anderen
Waagschale liegt das Leid der Kranken, das es zu lindern gilt und
schließlich ein verfassungsrechtlich ebenfalls hohes Gut - die
Forschungsfreiheit. Gleich vier Gesetzesentwürfe und ein Antrag
reichen in ihren Forderungen vom totalen Verbot der
Stammzellforschung bis zu ihrer Freigabe ohne Beschränkungen. Quer
durch alle Parteien herrscht Uneinigkeit: Wann beginnt menschliches
Leben? Für die einen ist der Embryo in diesem frühen
Entwicklungsstadium - etwa drei Tage bis acht Tage nach der
Befruchtung der Eizelle - nur ein Zellhaufen. Für die anderen,
insbesondere für die christlichen Kirchen, ist es menschliches,
beseeltes Leben.
Zwei Störfaktoren gibt es in dieser Debatte: Einerseits ist die
Diskussion von mangelnder Ehrlichkeit überschattet. So werden von
Gegnern der Forschung mit embryonalen Stammzellen immer wieder die
jüngsten bahnbrechenden Erfolge der Forschung mit adulten Stammzellen
ins Feld geführt. Dabei betonen selbst führende Wissenschaftler der
adulten Stammzellforschung, ein Verzicht auf embryonale Stammzellen
sei nicht zu rechtfertigen. Die erfolgreiche Kopie braucht weiter das
Original als Schablone.
Der zweite Störfaktor ist das Bedürfnis der Politik, einen Kompromiss
zu finden. Bereits vor sechs Jahren war ein halbherzig »Jein« die
Folge. Die damals als historischer Kompromiss gefeierte
Stichtagsregelung hat aber die deutsche Stammzellforschung in eine
Sackgasse getrieben. Um die Würde des menschlichen Lebens zu
schützen, ist es Stammzellforschern verboten, embryonale Stammzellen
zu erzeugen. Erlaubt ist aber, aus dem Ausland importierte
Stammzellen zu verwenden. Schizophrener geht es nicht mehr.
Die Zeit der Kompromisse ist vorbei. Die Frage, ob künftig in
Deutschland mit embryonalen Stammzellen geforscht werden darf, muss
jetzt mit einem klaren »Ja« oder »Nein« beantwortet werden. Für den
Rest der Welt ist die deutsche Entscheidung völlig unwichtig. Dort
gilt: Der Mensch tut, was er kann.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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