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WAZ: Nach den Landtagswahlen: Die Schwäche der SPD hilft der Linkspartei - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 27-01-2008

Essen (ots) - Die Wählerinnen und Wähler haben es den Parteien und
Wahl-Analytikern nicht leicht gemacht. In Niedersachsen liegt die CDU
trotz leichter Verluste deutlich vor der schwächelnden SPD - in
Hessen ist die Union dagegen in spektakulärer Weise abgestürzt,
während sich die Sozialdemokraten wieder an die Spitze gesetzt haben.
Die SPD ist der gefühlte Sieger dieses Abends. Aber nur, weil die
Republik in ihrer Aufmerksamkeit allzu sehr auf den hessischen
Ministerpräsidenten Koch fixiert war - diese Interpretation greift
jedoch zu kurz.

Keine Frage: Roland Koch ist der große Verlierer. Es stimmt zwar,
dass Hessen ein traditionell eher sozialdemokratisches Land ist und
die Mehrheitverhältnisse immer knapp ausfielen. Aber zweistellige
Verluste kann man nicht schön reden. Roland Koch ist seine
Kronprinzen-Rolle vorerst los - seine breite Brust ist schmaler
geworden.

SPD-Herausforderin Andrea Ypsilanti ist die strahlende Siegerin.
Die SPD-Strategen werden aber nach ein oder zwei durchfeierten
Nächten schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass es zwar klug war,
junge Menschen und vor allem Frauen anzusprechen -, dass Andrea
Ypsilanti aber andererseits mindestens ebenso stark von den
katastrophalen Sympathiewerten Kochs und der starken Wechselstimmung
profitiert hat.

Die Doppel-Wahl hat den Trend der vergangenen Jahre bestätigt:
Themen sind wichtig, Persönlichkeiten sind wichtiger. Der
niedersächsische SPD-Herausforderer Wolfgang Jüttner und Andrea
Ypsilanti haben sich beide für einen flächendeckenden Mindestlohn
stark gemacht - aber nur in Hessen hat diese Taktik gefruchtet. Weil
Koch nicht mehr aus der Rolle des mutmaßlich ungerechten
Polarisierers herauskam, während der niedersächsische
CDU-Ministerpräsident Christian Wulff eben auch für Gerechtigkeit und
Ausgleich steht.

SPD-Chef Kurt Beck hat gute Gründe, sich über Andrea Ypsilantis
Erfolg zu freuen. Die Sozialdemokraten sind seit Jahren im
Stimmungs-Keller - jeder Prozentpunkt mehr tut gut. Aber Kurt Beck
würde scheitern, wenn er sich persönlich und seiner Partei den
Ypsilanti-Kurs und die Ypsilanti-Themen als Blaupause für die
Bundestagswahl 2009 verordnen würde.

Die SPD hat seit gestern Abend ein weiteres, ein sehr ernstes
Problem. Die Wahl in Niedersachsen hat bewiesen, dass die Linke
gnadenlos in sozialdemokratische Lücken hineinzugrätschen vermag. Die
Linke ist als Ergebnis der SPD-Schwäche im Westen angekommen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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